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Wie funktioniert persönliche Beratung gegen Sucht bei Lavario?

Heute geht es im Sucht-Blog um die schrittweise Reduzierung seines Suchtverhaltens. Dies gilt eigentlich für alle Suchtprogramme von Lavario. Dann kommt aber häufig die Frage, wie soll man denn vorgehen, wenn man nur ab und zu Suchtdruck verspürt. Hier ein Beispiel eines Kunden und die ausführliche Antwort eines unserer Therapeuten. Dies ist gleichzeitig auch ein Beispiel, wie die persönliche Beratung bei Lavario funktionert.

 

Liebes Lavario Team,

nachdem die erste Woche mit dem Lavario-Programm zu Ende geht, möchte ich die Gelegenheit nutzten Euch zum ersten Mal zu

schreiben und eine Frage zu stellen.

Ich bin seit ca. 25 Jahren pornosüchtig – in den letzten 15 Jahren hat sich die Sucht aufgrund

der dauerhaften Verfügbarkeit über das Internet weiter dramatisch verstärkt.

Ich habe unzählige Versuche unternommen, alleine von der Sucht loszukommen.

Ich erinnere mich vor einem Jahr an rund 9 Wochen, die ich „ohne durchgehalten“ habe.

Bei der Auflistung all meiner sexueller Aktivitäten (Übung 1 des Erkenntnisbuchs) bin ich auf einen Durchschnittswert von rund 28 Stunden / Woche gekommen. Diese Aktivität besteht zu 95 % aus Pornokonsum (Bilder&Video) im Internet mit entsprechender Dauermasturbation.

Dieser Wert schwankt bei mir allerdings sehr stark, sodass es Ausreißer nach oben vor allem aber auch nun unten gibt – heißt konkret: Es gelingt mir durchaus, ein Wochenende oder auch 3-4 Tage ohne Pornokonsum auszukommen.

Diese Tatsache verbinde ich jetzt auch mit der konkreten Frage an Euch:

Also ich vor rund 1 Woche mit dem Lavario-Programm begonnen hatte, war ich bereits 7 Tage trocken (also ohne Pornokonsum)

Durch die erste Woche mit dem Lavarioprogramm habe ich die sehr hilfreichen Soforttipps kennen gelernt, bei denen ich in der Tat 3-4 bereits erfolgreich anwenden konnte.

D.h. auch in dieser Woche hatte ich keinen Pornokonsum, weil mein Suchtdruck für meine Verhältnisse „überschaubar“ blieb ich dank der Sofort-Tipps nun über „Gegenmaßnahmen“ in der Akutphase verfüge, die mir hier bereits geholfen haben.

LavarioTipp 10 lässt mich jetzt allerdings zweifeln:

Es leuchtet mir vollkommen ein, dass die sukzessive Reduktion meines Konsums

dem Jojo-Effekt entgegen steht und somit die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolgs entsprechend höher ist.

Eine 20%ige Reduktion in der ersten Woche würde bei mir bedeuten, dass ich rund 22 Stunden als „akzeptablen 1.Woche-Wert“ begreifen sollte.

Bedeutet das im Umkehrschluss, dass ich mir 22 Stunden „gönnen“ sollte, um die 20%Regel einzuhalten?

Ihr versteht sicher, dass es mir schwer fällt mir diese „fragwürdige Belohnung“ zu gönnen, ohne in die konkrete Suchtdruck-Situation geraten zu sein. Zudem steht dies für mich etwas im Wiederspruch, mit den Ansätzen aus den Sofort Tipps 1-9.

Daher meine Frage an Euch:

Welche konkrete Maßnahme / Vorgehensweise ist in meinem Fall nun ratsam?

Sollte ich aufgrund Eurer Therapieerfahrung weiter abwarten, bis der Druck möglicherweise irgendwann zu groß wird und mir nach dem Grundsatz “gehe der Sucht im Rahmen der Reduktion nach”, reduziere aber Schritt für Schritt die Dosis und/oder Dauer?

“Opfere” lieber die 2 Wochen “ohne” für einen dauerhaften Therapieerfolg über die “Schritt für Schritt Methode”?

Ich wäre Euch sehr dankbar, hier einen TIPP zu bekommen bzw. hier von Euren Erfahrungen

zu hören.

Für eure Antwort ganz lieben Dank vorab viele Grüße

XXX

 

Hallo Herr XXX,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Sie schrieben am Ende Ihrer Mail ja folgendes:

Sollte ich aufgrund Eurer Therapieerfahrung weiter abwarten, bis der Druck möglicherweise irgendwann zu groß wird und mir nach dem Grundsatz “gehe der Sucht im Rahmen der Reduktion nach”, reduziere aber Schritt für Schritt die Dosis und/oder Dauer?

Damit kommen Sie unserer Empfehlung schon sehr nahe. Sie haben natürlich recht, dass es nicht unbedingt sinnvoll ist, sich jetzt einfach so 22 Stunden Pornos “zu gönnen”, selbst wenn Sie überhaupt keinen Drang danach verspüren. Bleiben Sie den Pornos also ruhig fern, wenn Sie können. Jetzt aber ein Verbesserungsvorschlag: “bis der Druck möglicherweise irgendwann zu groß wird” schreiben Sie ja. Das ist etwas, was Sie etwas weniger ehrgeizig angehen sollten. Die Sofort-Tipps sind gut, und man kann damit manchmal auch durchaus eine komplette Pornofreiheit für einige Zeit erreichen, aber das ist nicht Sinn der Sofort-Tipps. Die Sucht werden Sie nicht mit den Sofort-Tipps in den Griff bekommen, sondern mit allem Weiterem im Programm. Die Sofort-Tipps dienen dazu, besser mit den Auslösern für Suchtdruck umzugehen. Wenn Sie jetzt jedes Mal, dass Sie große Lust auf Pornos haben, diesen Drang unterdrücken, OHNE mit dem eigentlichen Programm vorangeschritten zu sein, also OHNE schon die eigentlichen Gründe für die Sucht verstanden zu haben und ohne etwas dagegen getan zu haben, DANN unterdrücken Sie Ihren Drang und haben zwar kurzfristig Erfolg, können darauf aber noch nicht aufbauen. Oder konkreter gesprochen: statt “bis der Druck möglicherweise irgendwann zu groß wird” (das hört sich nach Leidensdruck an), überlegen Sie sich, WENN Sie Druck bekommen, ob Sie dem jetzt nachgeben dürfen oder nicht – je nachdem was Ihr Wochenbudget an “erlaubtem” Pornokonsum Ihnen sagt. Tendenziell werden Sie ja aufgrund all der anderen Dinge im Programm (nicht wegen der Soforttipps) immer weniger Pornos brauchen (da gibt es dann aber auch Schwankungen nach oben und unten, das ist normal). Immer wenn Sie es dann trotzdem noch “brauchen”, dann entscheiden Sie, ob Sie dürfen oder ob Sie besser Sofort-Tipps und im weiteren Verlauf des Programms dann andere Dinge anwenden dagegen. Sofort alles zu bekämpfen ist für die meisten Pornosüchtigen nicht sinnvoll. Und wenn Sie dem Druck dann im Rahmen des Erlaubten nachgeben, dann tun Sie das auf keinen Fall mit Schuldgefühlen, sondern mit einem Gefühl von: Ok, das liegt im Rahmen des Erlaubten, das darf ich jetzt.

Ein weiterer Gedanke: während der Fußball-WM ist der Pornokonsum in Deutschland auf einem historisch niedrigem Niveau. Wenn Sie jetzt also besonders wenig Pornos geschaut haben, dann überlegen Sie sich einmal, ob das auch mit der Fußball-WM zu tun hat. Bekommen Sie da vielleicht durch die Spannung der Spiele oder durch das Beisammensein mit Freunden zum gemeinsamen Fußballschauen oder durch andere Dinge, die direkt oder indirekt mit der WM zu tun haben, Ablenkungen? Gibt es bestimmte Gefühle in Ihnen, die durch das Fußballschauen entstehen, die dazu führen, dass Sie weniger von Ihrer Droge Porno brauchen? Es geht ab der Woche 5 ganz intensiv um die Auslöser von Suchtdruck und wie man anders damit umgeht. Und darum, wie man andere Dinge findet, die Porno ersetzen bzw. die einem das gleiche geben, was man durch Pornos bekommen will. Ohne jetzt schon zu weit vorzugreifen – aber es kann sich für Sie schon lohnen, sich das jetzt schon einmal zu überlegen. Wieso gerade in der letzten Zeit weniger Pornos in Ihrem Leben? Was können Sie daraus vielleicht lernen? Was können Sie evtl. nach der Fußball-WM beibehalten, um auch danach weniger Verlangen nach Pornos zu haben? Falls das alles nichts mit der WM zu tun hatte und es andere Gründe bei Ihnen gab, auch nicht schlimm. Schön wäre es nur, wenn Sie die Chance nutzen, sich schon einmal damit auseinanderzusetzen, warum Sie manchmal mehr und manchmal weniger Pornos brauchen und was Sie daraus lernen können. Aber dazu später dann viel mehr.

Hoffentlich konnten wir Ihnen mit diesen Gedanken schon einmal helfen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Lavario-Team