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Warum ist es so schwer, eine Sucht zu überwinden?

Ein ganz wichtiges Ergebnis der Gehirnforschung ist, dass uns nur 4 bis 8 % unseres Selbst bewusst ist, 92 bis 96% hingegen nicht.

Die Forschungsergebnisse variieren ein wenig, einigen wir uns auf 5% und 95%. Verstehen Sie, was das bedeutet? Wir glauben, wir verstehen die Welt. Wir glauben, wir kennen uns selbst. Wir glauben, wir können bestimmen, was wir tun.

Von wegen!

95 % (!!) unseres Bewusstseins ist uns gar nicht bewusst, ist „unbewusst“.

Stellen Sie sich das wie einen Eisberg vor. Bei den Eisbergen ist es ja ein ähnliches Verhältnis. Knapp 10 Prozent ist über der Wasseroberfläche sichtbar, gut 90 Prozent liegt unsichtbar darunter.

Wenn nun jemand kommt und versucht den Eisberg zu zeichnen, so wird das Bild unweigerlich falsch sein, denn das, was sichtbar ist und gezeichnet werden kann, ist ja lächerlich wenig im Vergleich zu dem, was der Eisberg tatsächlich ist, wie er tatsächlich aussieht.

So ist das auch mit Ihnen. Auch Sie sehen nur einen Bruchteil von sich selbst. Wenn Sie jetzt versuchen, mit Ihrem Suchtverhalten aufzuhören, dann geschieht das auf einer bewussten Ebene, auf der Ebene der 5%. Für Sie sind diese 5% das, was zählt. Die 95% im Unterbewusstsein hingegen, die lachen sich ins Fäustchen, schütteln nur den Kopf über Ihre bewusste Entscheidung, jetzt keinen Alkohol mehr zu trinken, nicht mehr zu spielen, keine Pornos mehr zu gucken, nicht mehr sinnlos Essen in sich hineinzustopfen oder womit auch immer Sie aufhören möchten.

Sie haben es wahrscheinlich so oft probiert, Ihr Verhalten zu ändern, aber sind immer gescheitert. Verstehen Sie, dass diese 5% keine Chance haben, wenn die anderen 95% sich dagegen stellen? Wird Ihnen jetzt klar, dass Sie ohne Zugang zu Ihrem Unterbewussten so lange kämpfen können wie Sie wollen, ohne jemals Erfolg zu haben? Ihre Willenskraft, all Ihre guten Vorsätze, werden keine Chance haben, wenn Ihre Sucht fest in den 95% verankert ist.

Und das ist jetzt eine entscheidende Einsicht: Sie dürfen sich nicht schämen, dass Sie immer wieder rückfallig geworden sind und es bis heute nicht geschafft haben, von der Sucht loszukommen.

Es lag nicht an Ihrem Charakter. Es lag nicht daran, dass Sie zu schwach waren. Es ist nicht so, dass Sie wertlos waren. Nein, es liegt daran, wie das Gehirn funktioniert. Sie müssen ran an die 95%, Sie müssen da rein, und wir helfen Ihnen in dieser Therapie dabei.

Ein Beispiel aus einem anderen Bereich: Wie fahren Sie Auto? Mit Ihrem Bewusstsein oder Ihrem Unterbewusstsein?

Mit beidem. Ihr Bewusstsein schaut, ob die Ampel rot ist oder grün, achtet auf Geschwindigkeitsbegrenzungen, gibt dem Fuss den Befehl zu bremsen, wenn Ihnen plötzlich jemand die Vorfahrt nimmt. Ihr Unterbewusstsein hingegen übernimmt das Schalten der Gänge, die Bewegungen der Füsse beim normalen Beschleunigen und Abbremsen, bewegt den Kopf nach rechts oder links, wenn Sie abbiegen etc.

Das sind alles Dinge, die Sie so nebenbei tun, Sie brauchen nicht mehr darüber nachdenken. Im Gegenteil, vielleicht denken Sie sogar über irgendetwas anderes nach, hören zu, was der Sprecher im Radio sagt, während Ihr Unbewusstes im Hintergrund arbeitet. Sie tun also Dinge, weil das Unbewusste sie steuert. Sie tun sie gar nicht bewusst.

Das heisst aber nicht, dass Sie das Unbewusste nicht nach oben ziehen können. Wenn Sie in sich gehen, können Sie herausfinden, warum Sie bestimmte Dinge tun. Bei dem Beispiel mit dem Autofahren ist dies natürlich recht einfach. Bei Ihrer Sucht wird es schon schwieriger, aber zunächst mal ist es wichtig, dass Sie das Prinzip verstehen.

Wir leben in einer Welt, in der wir seit unserer Kindheit eingetrichtert bekommen, unsere Logik zu benutzen, unseren „gesunden Menschenverstand“, zu denken statt zu fühlen. Das alles ist in den 5% Bewusstem enthalten. Gefühle hingegen werden unterdrückt. Unsere wirklichen Bedürfnisse werden ausgeschaltet.

Als Kind kamen wir unschuldig zur Welt und dann kamen unsere Eltern, unsere Verwandten, unsere Schule oder auch schon Kindergarten, und alle haben uns gesagt, wie wir zu sein haben, was wir tun dürfen und was nicht, was wir fühlen dürfen und was nicht („Jungen weinen nicht.“ oder „Indianer kennen keinen Schmerz.“).

Schauen Sie sich einmal ein Baby an: als Baby haben wir noch mit ganzem Körper gelacht und geweint. Und dann kam die Erziehung. Können Sie sich vielleicht an Momente erinnern, in denen Ihre Eltern oder Ihre Lehrer Ihnen gesagt haben: „Schön, dass du weinst. Bitte weine noch viel mehr, lass alles raus, bis du es verarbeitet hast.“?

Die Eltern und die Lehrer und die Mitschüler, die aus uns das machen wollten, was sie in uns sahen und sehen wollten, was wir aber gar nicht waren. All das, was wir unterdrückt haben und auch heute noch unterdrücken, wandert ins Unbewusste. Es sind ja alles Erlebnisse, die stattgefunden haben, also sind Sie auch im Gehirn verankert. Im Unbewussten eben. Bei den 95%.

Wenn Sie akzeptieren, dass das, was Sie täglich bekämpfen, das, von dem Sie glauben, es sei nicht viel wert, das, was ständig wieder neu Alkohol, Zocken, Porno, Fressen etc. braucht – wenn Sie akzeptieren können, dass dies nur ein ganz kleiner Teil von Ihnen ist, dann haben Sie schon einmal einen großen Schritt nach vorne gemacht.

Aber nur, wenn Sie das wirklich verstehen. Sie erkennen dann nämlich auch, dass Sie viel mehr sind als diese 5%. Dass da noch weitere 95% sind! Das ist 19 Mal mehr als das, von dem Sie immer glauben, es sei die Realität. Und Sie glauben doch nicht etwa, dass diese 19 anderen „Sie“ alle schlecht sind?

Da steckt ganz viel von dem kleinen Kind drin, das Sie einmal waren. Sie werden doch nicht etwa sagen, ein Kind sei schlecht? Ein Kind kommt immer unschuldig in die Welt und dann wird es Einflüssen ausgesetzt.

Durch die Forschung ist hundertfach bewiesen worden, dass Sie krank werden wegen der Spannungen in Ihnen,  wenn sich die 5% immer wieder gegen die 95% auflehnen, bzw. wenn die 5% versuchen, die anderen 95% zu kontrollieren.

Das Thema hier ist so groß und so wichtig – ich teile das jetzt mal auf mehrere Blogbeiträge auf. Nächste Woche dann also Teil 2. Falls Sie den Artikel nützlich finden, teilen Sie ihn doch bitte. Das ermutigt auch zum Weiterschreiben 😉