Nymphomanie – Mythos oder gibt es sexsüchtige Frauen?
n-tv und einige andere Medien berichteten vor ein paar Monaten von einer 29-jährigen Britin, die unter Nymphomanie leidet, also eine sexsüchtige Frau ist. Anfangs begeisterte es ihren Freund. Er dachte, er hätte einen Lottogewinn gezogen. Im Laufe der Jahre wurde es immer mehr zum Problem. Denn sie braucht es bis zu vierzig Mal am Wochenende. Hier der Artikel.
Da stellt sich natürlich die Frage, ob die beiden die Geschichte nur erfunden haben, um in die Presse zu kommen. Möglich ist es. Jedoch gibt es Sexsucht unter Frauen tatsächlich. Das ist kein Mythos. Wir bei Lavario schätzen (auch basierend auf den Zahlen des Deutschen Suchtkongresses), dass knapp 500.000 Menschen in Deutschland sex- und vor allem pornosüchtig sind. Darunter dürften ein Viertel Frauen sein. Also circa 125.000.
Jetzt gibt es noch einmal einen Unterschied zwischen Pornosucht und Sexsucht. Unter unseren weiblichen Patientinnen, die bei Sex- und Pornosucht etwa ein Fünftel aller Patienten ausmachen, sind mehr Sexsüchtige als Pornosüchtige.
Das mag daran liegen, dass Pornos eher für Männer gemacht sind. Für viele Männer sind Pornos ausreichend. Bei sex- und pornosüchtigen Frauen wird der Sex hingegen viel häufiger ausgelebt. Vierzig Mal am Wochenende, so wie im Artikel beschrieben, ist hingegen die absolute Ausnahme. Der Film Nymphomaniac von Lars van Trier beschrieb 2013 ja ebenfalls das Leben einer Frau, die an Nymphomanie leidet. Darin sah man sehr gut, wie sich Betroffene auf einer Abwärtsspirale befinden. Freunde werden vernachlässigt, die Arbeit geschwänzt, kaum noch geschlafen, gesundheitliche Risiken … all das gehört zur Sexsucht.
Auch wenn viele Männer von einer sexsüchtigen Frau träumen, ist das in der Realität nicht lustig. Es ist genauso ein Problem wie Spielsucht, Alkoholsucht oder Essstörungen.
Was tun gegen Nymphomanie und Sexsucht? Das ist für Frauen und Männer gleich. Letztendlich hilft nur eine Therapie, bei der man die Ursachen für die Sucht und die Auslöser für den ständigen Drang erkennt. Ursachen können zum Beispiel in früheren Zurückweisungen liegen, Mobbing in der Schule, sexueller Missbrauch in der Kindheit. Auslöser sind hingegen Dinge wie Stress, Langeweile, unstrukturierte Zeit, Ängste, Konflikte und einige mehr.
Erst wenn man sich selbst und die Hintergründe seiner Nymphomanie oder Pornosucht versteht, kann man auch beginnen, neue Verhaltensweisen einzuüben. Es bringt hingegen nichts, sich vorzunehmen: Ab morgen kein Sex mehr. Man muss mit der Psychoanalyse beginnen, erst dann kommt die kognitive Verhaltenstherapie. Mehr Infos gibt es auf unserer Webseite https://hilfebeisucht.de/wie-sie-sich-jetzt-von-ihrer-porno-und-sexsucht-befreien.