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Mit Ihrer Sucht versuchen Sie, Probleme zu lösen

Werden Sie sich bewusst, dass Sie ein Suchtgedächtnis haben, so wie ich es ja schon einmal in einem vorherigen Blogbeitrag erklärt habe. Das Gehirn von uns Menschen entwickelt ständig Strategien, wie wir besser überleben können. Überlegen Sie sich einmal: Ihre Sucht-Aktivitäten (Trinken, Essen, Masturbieren, Zocken etc.) haben Ihnen ja anfangs geholfen.

Ihre Sucht hat Ihnen erst einmal Erleichterung verschafft. Sie hatten ein Problem und da war die Lösung – Alkohol, Spielautomat, Sex, 300g Schokolade, was auch immer. Warum sollte also Ihr Gehirn das beim nächsten Mal nicht wieder so in die Wege leiten? Wieder Saufen, Zocken, Sex oder Junk Food.

Das Gehirn ist dazu da, bestimmte Erfolgsstrategien fest einzuprägen, so dass sie jederzeit ganz leicht wieder abrufbar sind. Der Teil des Gehirns, in dem diese Abläufe gespeichert sind, kann nicht unterscheiden zwischen kurzfristiger Lösung und langfristigem Schaden. Aber dieser Teil des Gehirns ist für unsere Willenskraft schwer zugänglich. Hier laufen die Prozesse im Unterbewussten ab.

Fahrradfahren ist eine andere Strategie, die Sie gelernt haben, um von A nach B zu kommen, bzw. Ihren Eltern als Fünfjährige(r) zu gefallen. Versuchen Sie das mal mit Willenskraft wieder zu verlernen. Es geht nicht. Auch Ihre Sucht werden Sie nie wieder verlernen. Das Suchtgedächtnis bleibt. Sie werden damit leben müssen. Freunden Sie sich mit der Idee an.

Vielleicht wird es irgendwann in der Zukunft mal eine Möglichkeit geben, Wissen einfach chemisch oder elektrisch in unsere Gehirne zu implantieren und bereits (falsch) gelerntes einfach zu überschreiben. Aber in absehbarer Zukunft wird dies nicht passieren. Somit wird Ihre Sucht bis an Ihr Lebensende immer irgendwo im Gehirn verankert sein.

Die gute Nachricht ist aber, dass das Gelernte einerseits in den Hintergrund gedrängt werden kann. Manchmal hören Sie ja ein Lied im Radio, das Sie schon ganz lange nicht mehr gehört haben, bei dem Sie zwar sofort wieder mitsingen oder zumindest mitsummen können, aber an das Sie halt lange Zeit gar nicht mehr gedacht haben.

Danach haben Sie es noch eine Weile im Kopf, und dann verschwindet es wieder für lange Zeit. Und den Text von dem Lied, den konnten Sie vielleicht früher mal auswendig, und jetzt nur noch bruchstückhaft. So arbeitet das Gehirn. Ganz vergessen werden Sie es nie.

Und andererseits können Sie beginnen, neue Lösungsstrategien im Gehirn zu verankern. Am Anfang sind das dann Aussenseiterstrategien. Aussenseiterstrategien heisst, dass das Gehirn ja tausendmal die gewohnte Strategie gefahren ist (Saufen, Zocken, Fressen, Pornos oder was auch immer IHR Suchtmittel ist), und jetzt plötzlich soll es etwas anderes ausprobieren. Aber je häufiger Sie sie anwenden, umso normaler werden sie, umso akzeptabler werden sie für das Unbewusste im Gehirn.

Wenn Sie ein neues Lied zum allerersten Mal hören, finden Sie Ihr bisheriges Lieblingslied auf jeden Fall noch besser. Aber wenn Sie das neue Lied dann ein paar Mal hören, den Text lernen und mitsingen können, dann verliert das alte Lied langsam seinen Reiz, und Sie holen sich die gute Laune aus dem Neuen.

Das, was bei Ihnen falsch gelaufen ist, war, dass Sie als Jugendlicher oder wahrscheinlich als Kind keine Alternativstrategien gefunden haben, mit Ihren Problemen umzugehen. „Zufällig“ war Sex, Alkohol, Zocken oder Essen die Strategie, und da das jeweils eine sehr starke, tief in die Psyche hineinreichende Strategie ist, war es dann umso schwerer, andere Möglichkeiten der Problemlösung zu finden, egal, ob Sie es gewollt hätten oder nicht.

Im nächsten Blogbeitrag werde ich Ihnen einmal einige sehr gute Fragen und kleine Aufgaben an die Hand geben, mit denen Sie hervorragend herausfinden können, inweit die Sucht BEI IHNEN Problemlösungsstrategie war. Oft sind Einsichten und Verständnis die Voraussetzungen, um die entscheidenden Schritte aus der Sucht heraus zu machen.

Falls Sie meine Gedanken zur Suchtbekämpfung hilfreich finden, würde ich mich freuen, wenn Sie den Blog in den sozialen Medien teilen, damit auch andere darauf aufmerksam werden. Falls Sie Anregungen, Fragen oder Tipps gegen Sucht haben, schreiben Sie sie doch einfach in das Kommentarfeld hier unten.