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Werft euch in den Tsunami – Hilfe gegen Suchtdruck

Ich möchte in diesem Beitrag einmal einen ganz starken und gleichzeitig ungewöhnlichen Tipp vorstellen. Nennen wir ihn SICH IN DEN TSUNAMI WERFEN! Warum? Das erkläre ich gleich.

Es geht heute darum, etwas dagegen zu tun, wenn der Druck mal wieder ganz stark wird. Wenn ihr mal wieder meint, ihr bräuchtet jetzt unbedingt eure Droge. Egal ob das Essen, Alkohol, Porno, Zocken, Gras oder sonstwas ist.

Ich will euch einen Tipp geben, wie ihr in DEM Moment dagegen angehen könnt. Nicht falsch verstehen: es geht jetzt an dieser Stelle nicht darum, wie ihr eure Sucht komplett los werdet. Das ist jetzt auch kein Tipp, der IMMER funktioniert. Aber oft kann er helfen, stark zu bleiben, wenn der Suchtdruck mal wieder ganz stark wird.

Sich in den Tsunami werfen. Was heißt das?

Stellt euch vor, ihr könnt wieder nur an eure Droge denken. Und jetzt plötzlich kommt ein Tsunami auf euch zu, der alles mitreißt. Ihr müsst euch so sehr auf den Tsunami konzentrieren, dass in eurem Kopf nichts mehr von den ursprünglichen Gedanken an eure Droge übrig bleibt.

Und diesen Tsunami sollt ihr selber erzeugen und euch da hineinwerfen. Wie jetzt? Tsunami selber erzeugen? Natürlich keinen echten Tsunami mit Wasser. Aber ganz starke Sinneseindrücke. Im Lavario-Programm nennen wir den Tipp auch „Die Sinne verwirren“.

Tsunami Methode 1 – echt scharf

Sobald der erste Suchtdruck kommt, dann beißt ihr in eine Chilischote! So eine wie oben in dem Bild. Oder kippt euch ein paar Tropfen von der fiesesten Chilisoße, die ihr findet, in den Mund. Oder ihr beißt in eine richtig saure Zitrone. Oder schüttet euch Cayenne-Pfeffer in den Mund.

Ich möchte den- oder diejenige sehen, die danach noch an Porno, Glücksspiel, 3 Packungen Pralinen oder sonstwas denkt.

Die Geschmacksnerven drehen völlig durch, senden SOS ans Gehirn und eure Gedanken werden völlig durcheinander gewirbelt. Ihr KÖNNT dann erst einmal nicht mehr an eure Droge denken.

Wenn die Augen tränen, das Gesicht rot angelaufen ist oder ihr um kaltes Wasser bettelt. Hört sich radikal an? Nun, ist eure ständige Sucht nicht auch radikal und erfordert radikale Gegenmassnahmen? Deswegen gebt euch in solchen Situationen eine anständige Dosis! Und wiederholt das alle paar Stunden, wenn notwendig.

Wichtig ist, dass ihr ab jetzt immer euren Lieblings-Tsunami-Macher dabei habt! Eine Chilischote kann man z. B. einwickeln und immer in der Tasche haben. Genauso die kleine Dosis mit Cayenne-Pfeffer. Oder das Fläschchen mit Tabasco extra scharf ;)

Zumindest, wenn ihr wisst, dass der Suchtdruck oft irgendwo unterwegs kommt und ihr unterwegs Hilfe von eurem Tsunami-Macher braucht.

Was gibt es noch, um so einen Tsunami herbeizuzaubern? Den Tsunami, der eure Gedanken erst einmal ganz woanders hinlenkt? Eure Ohren – euer Hör-Sinn.

Tsunami Methode 2 – echt laut

Den MP3-Player, die Hifi-Anlage zuhause oder das Autoradio voll aufdrehen, am besten mit Kopfhörer, und dann sehr laute, rhythmische, rockige oder punkige, aggressive Musik hören.

Versucht mal, euch auf sexuelle Fantasien, aufs Fressen, aufs Zocken oder auf entspanntes Kiffen zu konzentrieren, wenn die Dead Kennedys oder Linkin Park oder irgendwelche Techno-Geräusche mit 200 BPM euer Trommelfell quälen! Nicht nur zwei oder drei Minuten, am besten mindestens zehn, gebt es euch – bis es dröhnt und euch die Sinne ganz woanders stehen.

Die laute Musik soll wie ein Tsunami über euch kommen und eure Sinne befreien. Weg von den Gedanken an die Droge.

Jetzt eine noch radikalere Idee: Hände auf die Herdplatte, dann den Herd anstellen und schauen, wie lange ihr es aushaltet. Dies funktioniert meist nur beim ersten und zweiten Mal, aber immerhin, die Neugier und die Spannung und das Erreichen der Schmerzschwelle lenkt ungemein ab und bringt euch auf andere Gedanken.

Tsunami Methode 3 – echt heiß

Eine andere Methode ist das abwechselnd eiskalte und kochend heiße Duschen, falls ihr zuhause seid, wenn die Gier kommt. Auch ein Gummibändchen ums Handgelenk kann helfen, wenn ihr es immer wieder schnappen lässt und euch Schmerz hinzufügt. Klar, das ist nichts für Borderliner.

Das treibt einem die Suchtgedanken aus dem Kopf (nicht anzuwenden, falls eure Sucht Porno ist und ihr Fantasien in Richtung SM habt). So ein Gummibändchen, das bekommt ihr in jedem Schreibwarengeschäft oder findet es vielleicht in eurem Büro.

Tsunami Methode 4 – echt dufte

Ihr wollt noch mehr Tipps? Ok: geht in einen Bio- oder Esoterikladen und kauft euch ein kleines Fläschchen „Duft“öl für die Hosen- oder Jackentasche oder Handtasche. Je unangenehmer es riecht, umso besser.

Japanisches Minzöl (auch in der Apotheke erhältlich), nur zwei bis drei Tropfen, unter die Nase gerieben oder in die Nähe der Augen (nicht in die Augen!) wirkt Wunder durch langanhaltendes Tränen; die Minze befreit euren Kopf auch im übertragenen Sinn. Ammoniak ist ein weiteres Wundermittel, um eure Gedanken in ganz andere Sphären zu transportieren.

Mit all diesen Dingen könnt ihr natürlich nicht die Sucht dauerhaft loswerden.

Es geht jetzt nur einmal um die Situationen, in denen ihr wieder ganz starken Druck verspürt. Ich wollte euch jetzt nur ein paar Tipps geben, wie ihr es MANCHMAL schafft (aber immerhin, oder? Besser manchmal als nie.) – in denen ihr es manchmal schafft, NEIN zu sagen.

Probiert die Dinge mal alle aus. Testet. Selbst wenn fünf Sachen bei euch nicht funktionieren und eine aber schon, dann habt ihr ja schon etwas gewonnen. Ich werde euch in den nächsten Wochen noch viele Tipps geben – und meistens weniger radikal ;)

Vergesst nicht, wirklich etwas gegen die Sucht zu unternehmen. Solch kleine Tricks wie diese hier helfen natürlich auf Dauer nicht. Es gibt gute Beratungsstellen, therapeutische Praxen (die Krankenkasse zahlt oft eine Behandlung!) und Selbsthilfegruppen. DORT solltet ihr euch hintrauen, um wirklich dauerhaft von eurer Sucht loszukommen.