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Bereitet euch einen Valentinstag gegen den Suchtdruck

Heute mal wieder ein Tipp, was man konkret tun kann, wenn man wieder Suchtdruck bekommt, wenn man also unbedingt wieder meint, jetzt sofort Alkohol oder Junk-Food zu sich nehmen zu müssen, unbedingt zum Spielautomaten rennen zu müssen oder auf jetzt ganz schnell mal wieder auf diese bestimmten Seiten im Netz zu gehen. Oder was auch immer eure Sucht ist.

Was kann man also tun, wenn ihr zwar wisst, dass ihr jetzt wieder in etwas Falsches hineinlauft, was ihr eigentlich gar nicht wollt, ihr aber fühlt, dass ihr das jetzt braucht, damit es euch besser geht und damit ihr Erleichterung spürt.

Ihr könnt in solch einer Situation schlecht mit etwas Rationalem (Vernünftigem) eurem Druck begegnen, sondern ihr braucht etwas Emotionales. Also nicht mit der vernünftigen Schiene kommen, à la „ich nehme die Droge jetzt nicht“, sondern mit etwas Gefühlsmäßigem.

Was könnte euch denn ausser eurer Droge Alk, Porno, Zocken, Fressen oder was auch immer eure Droge ist sonst noch ein gutes Gefühl geben?

Nichts wird Ihnen im Moment des Suchtdrucks ein so gutes Gefühl geben können wie eure übliche Droge, das ist klar. Ein klein wenig Willenskraft ist also schon noch erforderlich, denn ihr müsst ein bisschen in den sauren Apfel beissen und euch auf etwas weniger gutes Gefühl einstellen als ihr es durch eure Lieblingsdroge bekämt.

Aber das ist immer noch leichter zu akzeptieren und umzusetzen, als mit etwas Vernünftigem und Rationalen um die Ecke zu kommen wie z. B. „Ich nehme meine Droge jetzt nicht.“ Klar, manchmal würde das sogar funktionieren, aber im Normalfall, da würde euer innerer Trieb euch nämlich nur auslachen und euch den Stinkefinger zeigen.

Er würde euch sagen, dass ihr zwar Recht haben, ihr aber jetzt trotzdem das gute Gefühl des Sich-Gehen-Lassen braucht. Gefühle und Gier sind fast immer stärker als rationale Gedanken.

Also werdet ihr etwas tun, das euch ebenfalls gute Gefühle bietet, selbst wenn nicht ganz so gute wie die eurer Lieblingsdroge. Das ist dann eure Leistung, auf die ihr stolz sein könnt. Ihr habt dann nämlich dieses eine Mal NICHT eure Droge Porno, Alkohol, Fett, Cannabis, Online-Poker oder sonstwas genommen, sondern habt das erfolgreich durch etwas anderes ersetzt.

Ihr habt also INDIREKT Nein gesagt zu eurer Droge.

Was aber gibt euch ein gutes Gefühl – und was ist in der jeweiligen Situation verfügbar? Das müsst ihr jetzt als erstes für euch herausfinden. Ich gebe euch dazu jetzt einmal ein paar Hilfestellungen:

  • Wann habt ihr das letzte Mal so richtig gelacht? Was war der Auslöser? Wie könnt ihr so eine Situation zurückholen oder etwas Ähnliches wieder herbeiführen?
  • Was wolltet ihr schon lange einmal Tolles tun und habt es immer noch nicht getan?
  • Was könntet ihr euch jetzt Schönes gönnen von dem Geld, das ihr eigentlich für Sex, Alkohol, Zocken oder sonstwas ausgeben wollt? Vielleicht eine herrliche Rücken- und Nackenmassage? Eine Flasche besten, echten französischen Champagner (wenn ihr nicht gerade ein Alkoholproblem habt)?
  • Was ist mit einer heißen, duftenden Badewanne?
  • Was ist mit einer Tüte bester Pralinen, die ihr auf einer Parkbank in der Sonne genießt (falls ihr nicht gerade esssüchtig seid)?
  • Was ist mit einem Besuch im Zoo, wo ihr Tiere beobachtet, belächelt und bestaunt, die ihr schon seit eurer Kindheit nicht mehr gesehen habt?
  • Was ist mit dem letzten Urlaub – habt ihr noch Fotos, die ihr euch anschauen könnt? Könnt ihr euch gedanklich dahin zurückversetzen?
  • Was ist mit dem aktuellen Kinoprogramm? Im Kino sitzen mit einer Tüte Popcorn und einer riesigen Cola – und es ist dunkel, ist also gar nicht peinlich, wenn ihr da jetzt zur Not auch alleine hingeht?…

Wichtig ist aber, dass ihr euch das schon vorher überlegt habt.

In der Situation des Suchtdrucks seid ihr schon viel zu fixiert, um euch noch über Alternativen den Kopf zu zerbrechen. Tut euch etwas Gutes. Schenkt euch einen Valentinstag.

Am Valentinstag schenkt man dem Menschen etwas, den man gern hat. Viele Süchtige haben sich gar nicht gern, aber seht auch einmal das arme Innere in euch, das sich ständig quält mit Schuldgefühlen, mit Minderwertigkeitskomplexen, mit Verzweiflung … das ist ein Teil von euch, und dieser Teil hat auch etwas Anerkennung verdient!

Denn immerhin kämpft er ja! Sonst wärt ihr ja nicht hier an diesen Blog geraten. Ihr wollt ja in Wirklichkeit weg von der Sucht. Also belohnt diesen inneren Teil von euch und schenkt ihm gute Gefühle.

In den ersten 10 Minuten ist das bestimmt ganz schwer, denn dann würdet ihr ja am liebsten etwas ganz anderes tun, nämlich wieder eure Lieblingsdroge nehmen. Doch danach wird es leichter, und nach einer Stunde wird sich auch so etwas wie ein wenig Stolz in euren Gefühlen breitmachen. Stolz, dass ihr es dieses eine Mal geschafft habt.

Also: das ist kein Tipp, wie man die Sucht für immer vertreibt. Nein. Aber es ist ein Tipp, wie man es ab und zu schafft, NEIN zu sagen zu seiner Droge. Ein Teil einer erfolgreichen Suchttherapie ist, dass ihr jede Menge solcher Tipps parat habt. Je nach Situation könnt ihr dann immer irgendeinen solcher Tipps anwenden.

Der größte Teil einer Suchttherapie dreht sich natürlich darum, überhaupt erst einmal herauszufinden, warum man den ganzen Blödsinn mit seiner Droge überhaupt verzapft. Wenn man erst einmal begreift, weshalb man eigentlich in diesen ganzen Schlamassen hineingeraten ist, dann ist es auch leichter, wieder den Weg herauszufinden. Dazu schreibe ich bestimmt noch einiges.

Aber trotzdem muss man auch lernen, wie man mit der Gier umgeht. Wie man sich bei Suchtdruck verhält. Und das war jetzt nur einer von vielen Tipps, die wir ja auch in unseren Lavario-Programmen gegen Sucht geben. Probiert ihn aus und schaut, ob er euch ab und zu helfen kann.

Schreibt hier unten auch gerne etwas zu dem Thema. Habt ihr vielleicht selber auch Tipps, die euch geholfen haben?