Säufer sind nicht unbedingt Alkoholiker, sagt Studie
Eine Studie einer amerikanischen Bundesbehörde (die nicht gerade in Verdacht stehen, Alkoholkonsum zu fördern), bringt auf den ersten Blick überraschende Ergebnisse an den Tag. Starktrinker bzw. Säufer seien nur zu einem geringen Anteil auch Alkoholiker.
Nur jeder Zehnte, der zuviel trinke, sei von Alkoholkrankheit betroffen.
Als “saufen” wurde definiert, wer mindestens zehn Mal im Monat mindestens vier Drinks (Frauen) bzw. fünf Drinks (Männer) zu sich nehme. Als Drink muss man in den USA einen Whiskey oder einen Long Drink verstehen. Die Alkoholmenge in einem 2 cl Glas Whiskey liegt bei 8 Gramm. Dies entspricht 160 ml Bier, also einem sehr kleinen Glas. Fünf Drinks bei Männern entspricht 0,8 l Bier. Bei Frauen 0,64 l Bier. Und das mindestens zehn Mal im Monat.
Dies liegt deutlich über den maximalen Alkoholmengen, die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen werden. Trotzdem seien also nur ein Zehntel dieser Trinker Alkoholiker. Natürlich haben diese Trinkmengen negative körperliche Konsequenzen, nicht aber unbedingt eine körperliche Abhängigkeit. In Deutschland wird dies häufig noch missverstanden. Wer zuviel trinkt, möchte natürlich damit aufhören. Es wird in Deutschland aber, anders als in den USA, Australien, Neuseeland und anderen außereuropäischen Ländern, selten der Unterschied zwischen körperlicher und mentaler Abhängigkeit gemacht.
Man kann abhängig sein, ohne Alkoholiker zu sein. Beziehungsweise, man ist “mentaler Alkoholiker”. Man müsste lernen, weniger zu trinken. Man muss aber NICHT unbedingt lernen, gar nichts mehr zu trinken.
In Deutschland gibt es diese Unterscheidung aber kaum. Wer eine Therapie macht, muss trocken werden und trocken bleiben. Instinktiv spüren die meisten Betroffenen dann aber, dass dies eigentlich gar nicht notwendig ist und fangen dann wieder an zu trinken. Da sie in Ihrer Therapie nicht gelernt haben, wie man weniger trinkt, kennt das Gehirn dieser Menschen nur Saufen oder Abstinenz. Sobald sie nicht mehr trocken sind, saufen sie dann auch wieder.
Dies ist bei einigen wenigen Ansätzen in Deutschland bereits anders – so auch bei unserem Hilfe-bei-Sucht-Programm, in dem Du lernst, schrittweise Deinen Alkoholkonsum zu reduzieren. Diese Studie führt übrigens ebenfalls aus, dass geringeres Einkommen mit mehr Alkoholkonsum verbunden ist (in den USA) und dass Säufer – auch wenn sie keine Alkoholiker sind – dennoch die deutlich höheren Erkrankungsrisiken haben. Brustkrebs, Leberprobleme, Herzerkrankungen und tödliche Unfälle durch Alkohol am Steuer wurden explizit genannt.