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Ist Esssucht genetisch bedingt und angeboren?

Wusstest du, dass bei vielen Menschen, die an Esssucht leiden, auch genetische Faktoren eine Rolle spielen? Das kann also auch eine Ursache oder ein Beitrag zur Entstehung von Esssucht sein.

“Genetisch” bedeutet, dass du vielleicht mit bestimmten erblichen Merkmalen geboren wurdest, die dazu beitragen können, dass bei dir eine Essstörung auftritt – ähnlich wie bei anderen Menschen Krebs, Parkinson oder sogar Kopfschmerzen und Migräne.

Was genau nachgewiesen wurde, dazu kommen wir gleich, aber zunächst einmal ist wichtig:

  1. Wenn du dir bewusst bist, warum möglicherweise eine Essstörung bei dir auftritt, kannst du auch gezielt gegensteuern.
  2. Wenn du weißt, dass deine Essstörung genetisch vorprogrammiert ist, musst du weniger Scham- und Schuldgefühle mit dir herumtragen.
    Wir werden in anderen Zusammenhängen noch ausführlich darauf eingehen, aber klar ist, dass du dich nicht einfach als “Versager” oder “schwach” abtun darfst, wie du es vielleicht oft getan hast.

Die Rolle der Eltern

  • In verschiedenen Studien wurde nachgewiesen, dass es einen starken Zusammenhang zwischen dem BMI der leiblichen Eltern und dem eigenen BMI gibt.
  • Zwischen dem BMI der Adoptiveltern und adoptierten Kindern hingegen nicht. Das heißt, es ist NICHT nachgewiesen, dass wenn die Eltern oder Stiefeltern viel essen, die Kinder ebenfalls dazu neigen, viel zu essen.

Man hat ebenfalls festgestellt, dass Veränderungen im sogenannten FTO-Gen (FTO steht für “fat mass and obesity”) wohl fast die Hälfte des genetisch bedingten Übergewichts ausmachen. Das bedeutet natürlich nicht, dass wenn jemand ein verändertes FTO-Gen hat, er automatisch viel essen muss.

Aber wenn eine Person mit einem entsprechend veranlagten FTO-Gen zu viel isst, wird sie viel schneller und extremer an Gewicht zunehmen als andere Menschen.

Und das bedeutet auch, dass diese Person schon bei einigermaßen normalem Essen ein wenig pummelig werden kann. Und das kann so frustrierend sein, dass man eventuell erst recht anfängt, aus Frust zu essen, besonders wenn man dann auch noch gehänselt und gemobbt wird.

Genetische Veränderungen können bewirken, dass der Energieverbrauch in deinem Körper geringer ist als bei anderen, oder dass du ein gesteigertes Hungergefühl hast.

Das sind alles gehirnchemische Prozesse, denn im Hypothalamus im Gehirn sitzen das Ess- und das Sättigungszentrum.

Fresssucht - eine der häufigsten Süchte

Fresssucht ist die häufigste Sucht.

Wichtig ist aber auch zu verstehen, dass ein genetisches Merkmal allein noch nicht zur Sucht führt. Die Frage “Ist Esssucht genetisch bedingt und angeboren?” kann man nicht einfach mit “ja” beantworten. Aber Gene können dazu beitragen zu erklären, warum deine Sucht so hartnäckig ist und du solche großen Schwierigkeiten hast, davon wegzukommen.

Es ist natürlich auch nicht geklärt, ob gerade bei DIR diese genetischen Veränderungen vorliegen. Bei vielen Menschen, die an Esssucht leiden, ist das der Fall, aber das bedeutet nicht, dass es bei dir genauso ist.

Auf jeden Fall müssen andere Faktoren hinzukommen, auf die wir im Hilfe-bei-Sucht-Programm noch intensiv eingehen werden.

Unabhängig davon, ob bei dir Gene eine Mitschuld tragen oder nicht, du kannst die Esssucht besiegen. Selbst wenn sie bei dir genetisch bedingt oder “angeboren” ist und somit eine der Erklärungen für deine Esssucht darstellt.

Es ist jedoch wichtig, dass du nicht einfach versuchst, die Kalorienzufuhr zu reduzieren und dann glaubst, du könntest das einfach so durchhalten. Das funktioniert natürlich nicht auf Dauer.

Vielmehr musst du verstehen, was eigentlich, unabhängig von genetischen Faktoren, die Ursachen und Auslöser deiner Essattacken sind und wie du diese aus deinem Leben verbannen oder anders mit ihnen umgehen kannst. Darum geht es im Hilfe-bei-Sucht-Programm gegen Esssucht.