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Esssucht – Soll ich ein Essenstagebuch führen?

Nein. Eher nicht. Das war jetzt mal eine klare Antwort, oder?

Im Hilfe-bei-Sucht-Programm raten wir ausdrücklich davon ab, wieder anzufangen, Kalorien zu zählen und auf jedes bisschen Essen zu achten. Das tust du mit einem Essenstagebuch letztendlich. Du hast ja schon seit Jahren mit mehr oder weniger dieser Methode versucht, deine Sucht in den Griff zu bekommen. Hat es etwas gebracht? Eher nicht. Sonst wärst du ja nicht auf dieser Seite hier.

Eine Esssucht (wie die meisten Essstörungen) hat gar nicht so viel mit Essen zu tun. Meist sind es ganz andere Ursachen und Probleme, die du versuchst, mit dem Essen wegzumachen.

  • Wenn deine Autoreifen platt sind, kannst du noch so viel Benzin in den Tank füllen, du kommst trotzdem nicht voran.
  • Wenn du nur aus Einsamkeit, Verzweiflung, Stress, Prügel in der Kindheit, Mobbing etc. isst, dann wirst du diese eigentlichen Probleme nicht dadurch lösen, dass du ein Essenstagebuch führst.

Die Probleme bleiben doch die gleichen. Wieso solltest du also anders darauf reagieren als bisher?

Kümmere dich lieber um die Probleme. Löse sie, lerne, anders damit umzugehen. Und dann wirst du auch automatisch nicht mehr so viel zum Essen als Trost oder Ersatz oder Lösung greifen wollen. Weil sich der Grund dafür gelöst hat. Oder zumindest abgeschwächt.

Eine gute Therapie gegen Esssucht, so wie auch unser Selbsthilfeprogramm, kümmert sich natürlich auch um Aspekte des Essens und wie man lernt, nein zu sagen, wenn der Heißhunger kommt. Solche Tipps und Ratschläge bringen aber nur dann etwas, wenn man gleichzeitig – und vor allem – anfängt, sein Leben noch einmal aufzubereiten. Also eher Finger weg vom Essenstagebuch. Die Zeit und Energie kannst du sinnvoller nutzen.