Esssucht, Binge Eating, Fettsucht und Adipositas – Unterschiede, Behandlung, Therapie
“Binge Eating” bedeutet auf kurze Zeiträume begrenzte Fressattacken. Dabei wird dann in recht kurzer Zeit enorm viel Nahrung zu sich genommen, manchmal bis zu 10.000 Kalorien innerhalb von zwei Stunden. Diese Attacken treten oft nur alle paar Tage auf.
Esssucht hingegen bezeichnet einen Zustand, in dem man eigentlich ständig deutlich zu viel zu sich nimmt. Auch hier gibt es immer wieder Essattacken, die aber meist nicht ganz so stark sind wie beim Binge Eating. Es gibt also gewisse Unterschiede zwischen Esssucht und Binge Eating.
“Adipositas” ist im Prinzip nur ein anderes Wort für sehr starkes Übergewicht bzw. Fettleibigkeit. Also ein Body Mass Index BMI > 30.
„Fettsucht“ wird zwar auch immer wieder mal benutzt, ist aber um ungenauesten. Hiermit ist gemeint, dass man nach Essen süchtig ist und dann immer fetter wird. Ob das durch Binge Eating oder Fresssucht passiert, wird dabei nicht berücksichtigt.
Unser Hilfe-bei-Sucht-Programm ist für Esssucht und Binge Eating entwickelt.
Jetzt stellt sich natürlich noch die Frage, ob man von „Esssucht“ oder doch lieber einfach nur von „Essstörung“ sprechen sollte.
Nun, Essstörungen sind weitergefasst.
Zu den Essstörungen gehören auch
- Bulimie (Fress-Brech-Sucht), bei der also Essen sofort wieder erbrochen wird – wodurch es meist nicht zur Gewichtszunahme kommt. Das macht einen großen Unterschied zur Fresssucht aus.
- Anorexie, also Magersucht, bei der überhaupt nichts mehr gegessen wird, bzw. nur geringste Portionen.
Daher kann man Esssucht oder Binge Eating nicht einfach mit Essstörung gleichsetzen.
Und zur Frage „Fresssucht“ oder „Esssucht“: Wir sind dafür, respektvoll und einfühlsam miteinander umzugehen. Hier sind wir sozusagen ‘unter uns’. Das Wort “Fressen” ist für Tiere reserviert, die ihr Futter oft hastig und ohne viel Geschmackswahrnehmung konsumieren. Du jedoch bist ein Mensch, und es ist wichtig, das zu würdigen.
Das Wort „Esssucht“ ist daher respektvoller und würdiger als „Fresssucht“, und Selbstachtung ist wichtig für den Heilungsprozess. Während des gesamten Programms wird es wichtig sein, dass du immer liebevoll und verständnisvoll mit dir selbst umgehst. Wir nennen es also „Esssucht“.
Indem wir den Begriff „Esssucht“ verwenden, erkennen wir an, dass jeder Mensch in dieser Situation eine gewisse Verletzlichkeit hat und Unterstützung verdient. Das Schaffen einer wohlwollenden und empathischen Atmosphäre fördert die Selbstakzeptanz und ermöglicht es dir, den inneren Mut und die Kraft zu finden, um mit deinem Problem erfolgreich umzugehen.
Wir werden meistens auch nicht von „Essattacken“ reden, denn jeder ist ein bisschen anders.
Es gibt:
- Menschen, die den ganzen Tag lang essen, und das jeden Tag – die also keine Essattacken haben, sondern ständig zu viel zu sich nehmen.
- Menschen, die die meiste Zeit der Woche ganz normal essen, dann aber zwei oder drei Mal völlig die Kontrolle verlieren und ein paar Stunden so viel in sich hineinstopfen, dass sie sich nicht mehr bewegen können, sich mit Magenschmerzen wälzen, sich einfach nur elend fühlen. Das sind dann natürlich Essattacken.
Aber die eigentlichen Probleme dahinter und die Behandlungsmethoden sind ähnlich, deshalb ist die Unterscheidung nicht ganz so wichtig.
Soweit also die Unterschiede zwischen Esssucht, Fettsucht, Binge Eating, Essstörungen allgemein und Adipositas.
Wo liegen denn die Gemeinsamkeiten bzw. wieso sind sich Behandlungen und Therapien sehr ähnlich?
- Fast immer liegen schwierige Erfahrungen in der Jugend oder Kindheit hinter den Essgestörten. Traumatische Erlebnisse seitens der Eltern oder Mitschüler (Stichwort: Mobbing) gehören dazu. Diese Probleme gilt es mit psychotherapeutischen Maßnahmen zu erkennen und aufzuarbeiten.
- In vielen Fällen leiden die Betroffenen an gestörten Körperwahrnehmungen bzw. haben einen falschen Bezug zu ihrem Körper.
- Essen oder Nicht-Essen erhält zudem die Funktion der Gefühlsstörung. Bei Esssucht wird in sich hineingestopft, z.B. um sich positive Gefühle zu verschaffen oder Stress, Frust, Einsamkeit etc. vergessen zu machen.
Betroffene Esssüchtige müssen wieder lernen, ihre Probleme anders zu lösen. Die Gedanken dürfen sich nicht mehr den ganzen Tag nur ums Essen drehen. Hunger- und Sättigungsgefühl müssen wieder wahrgenommen werden.
In fast allen Fällen geht es in einer Behandlung auch darum, das Selbstwertgefühl der meist jungen Frauen und Männer wieder herzustellen.
Du musst auch lernen, Gefühle wieder auszudrücken, ohne sich sofort den Magen vollzuschlagen.
Klassische Diäten sind hingegen als Therapie für Fresssüchtige gar nicht sinnvoll. Dies wissen die meisten Esssüchtigen aber auch, da sie es schon oft und immer wieder erfolglos mit Diäten probiert haben.
Stattdessen ist ein psychologischer Ansatz viel erfolgsversprechender. Und das muss nicht immer in einer Klinik stattfinden. Ein Selbsthilfeprogramm gegen Esssucht wie unser Hilfe-bei-Sucht-Programm kann extrem gut helfen, seine Probleme wieder in den Griff zu bekommen.
Es geht dabei ausdrücklich nicht um Ernährungsberatung, denn darin kennen sich die meisten Esssüchtigen erstaunlich gut selbst aus, nach all dem, was sie dazu schon gelesen haben.
Statt dessen geht es wirklich darum, zu verstehen, wieso man esssüchtig geworden ist und wie man da endlich wieder herausfindet, und zwar dauerhaft. Also keine klugen Tipps zu Kalorien und zu mehr Vitaminen und Ballaststoffen, sondern echte Hilfe gegen die tieferliegenden Probleme hinter der Esssucht.