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Süchtig nach Sportwetten – Spielsucht im Sportverein

Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind 70% der Spieler in Deutschland erst 18-20 Jahre alt. Wir halten die Zahl für völlig überzogen und haben in einem anderen Artikel auf der Seite auf Statistiken anderer Stellen verwiesen. Dennoch ist die Spielsucht zweifelsohne auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein großes Problem. Eine Studie besagt, dass bereits die Hälfte aller 16-17jährigen schon mindestens einmal gezockt hat und 1 % pathologisch spielsüchtig sind.

Klaus Wölfing, psychologischer Leiter der Ambulanz für Spielsucht an der Uni Mainz, verweist auf die Bedeutung von Spielautomaten als begünstigender Faktor für Sucht in ländlichen Gebieten. Darüber hinaus spielen Sportwetten eine immer größere Rolle. Wenn du in den letzten Jahren mal vor einem Sportwettbüro standst, wirst du bemerkt haben, dass die Situation und Atmosphäre dort einer Spielhalle gleicht. In letzter Zeit sind jedoch auch die Sportvereine in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten. Der Spiegel berichtete (wenn auch schlecht recherchiert) z. B. von Betroffenen, die im Fußballverein Wetten auch mit hohen Einsätzen als völlig normal empfinden.

Selbstverständlich verlieren auch hier fast alle Spieler, denn Ergebnisse sind in der Mehrzahl nicht korrekt vorherzusagen. Beziehungsweise – und das vergessen die meisten Teilnehmer bei Sportwetten – auf die fast schon offensichtlichen Ergebnissen bei Spielen wie Bayern gegen einen Aufsteiger, gibt es nur sehr schlechte Quoten. Selbst wenn du fünf Mal bei solchen Spielen richtig liegst, dann aber das eine mit dem höheren Risiko falsch getippt hast, hast du insgesamt doch Geld verloren. Süchtig werden aber meist sowieso nicht die Jugendlichen, die am Anfang verlieren (denn die lassen dann schnell die Finger davon), sondern jene, die mit überraschenden Gewinnen starten und sich dann toll fühlen und meinen, etwas gefunden zu haben, bei dem sie richtig glänzen können.

Der Sportverein spielt diesem Faktor genau in die Karten. Im Kreis von anderen Alpha-Tieren kannst du dich beweisen, und wenn die anderen schon Geld setzen, willst du auch dabei sein. Es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Gefahr einzuschränken. Zum einen könnte der Gesetzgeber den Zugang zu Sportwetten schwieriger gestalten. Zum anderen könnte man mehr über die Gewinnchancen bzw. fehlenden Chancen aufklären, z. B. im Mathe-Unterricht in der Schule.

Infografik mit Anzahl der Süchtigen pro Suchttyp.

Zahl der Süchtigen in Deutschland.

 

Man sollte jedoch bedenken, dass aufgrund ihrer frühen Lebensgeschichte und Persönlichkeitsstruktur suchtgefährdete Menschen früher oder später mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Sucht abrutschen. Wenn du bei den ersten Sportwetten oder anderen Glücksspielen, egal ob im Sportverein oder sonstwo, keinen Erfolg hast, dich aber in anderen Situationen mit Alkohol beweisen kannst, wirst du wahrscheinlich ein Alkoholproblem entwickeln. Wer eher introvertiert ist, findet möglicherweise in Pornos kurzfristige Glücksgefühle und könnte in die Pornosucht abrutschen.

Prävention, also Vorsorge, ist nicht alles. Es müssen auch eine ausreichende Infrastruktur für Behandlungsmöglichkeiten vorhanden sein. Daran hapert es im deutschsprachigen Raum häufig noch, vor allem, weil die Wartezeit auf einen Therapieplatz häufig mehrere Monate beträgt.