Eine Sucht kommt oft von einer schwierigen Kindheit
Im heutigen Blog schreibe ich darüber, wie man seine schwierige Kindheit „nutzen“ kann, um die Sucht abzumildern und irgendwann zu besiegen. Sie sollten Ihre Kindheit und Jugend intensiv erforschen, denn viele Studien mit Süchtigen zeigen, dass ein Großteil von ihnen eine äußerst schwierige Kindheit und Jugend hatte.
Typische Probleme waren: Mobbing in der Schule, sexueller Missbrauch, Prügel im Elternhaus, Einsamkeit, emotionale Erniedrigung („du bist nichts wert“, „wärst du doch nie geboren worden“, Auslachen).
Vielleicht kennen Sie ja schon einige der seelischen Grausamkeiten, die Ihnen zugefügt wurden, als Sie noch klein waren. Aber schämen Sie sich nicht, denn es war damals nicht Ihre Schuld, obwohl Ihnen das DAMALS vielleicht so vorkam. Und ein Teil in Ihrem Inneren ist ein Kind geblieben.
Ein Teil von Ihnen wurde in Ihrer Kindheit so sehr niedergemacht, so sehr verletzt, so sehr gemobbt, dass dieser Teil Ihrer Seele sich damals zurückgezogen hat und nicht mehr gewachsen ist.
Das fünf-, acht- oder zwölfjährige Kind in Ihnen hat damals aus Verzweiflung unbewusst eine Strategie entwickelt, die da heißt: „ich mache jetzt die Schotten dicht, ich lasse niemanden mehr an mich ran, ich bin so schlecht, ich habe sowieso nichts besseres verdient.“
Sie müssen gedanklich noch einmal in diese Zeit zurückreisen und das korrigieren, so komisch sich das vielleicht anhört. Sie schließen die Augen und machen es sich bequem, und dann gehen Sie in Ihren Gedanken zurück in die Vergangenheit.
„Aber die war doch schrecklich, da will ich nicht mehr hin zurück. Ich will damit nichts mehr zu tun haben.“ werden Sie jetzt vielleicht sagen.
Doch, dahin sollen Sie jetzt zurück, diesmal aber in einer ganz anderen Weise, als Sie sonst an Ihre Kindheit dachten. Eine Art und Weise, die Ihnen gut tun wird. Gehen Sie zurück in die Zeit, als Sie fünf, sieben oder elf Jahre alt waren, egal, aber es sollte ein Moment sein, in dem es Ihnen NICHT gut ging, in dem Sie gelitten haben.
Vielleicht kommt Ihnen so ein Moment jetzt sofort in den Sinn, vielleicht brauchen Sie aber auch Hilfe, z.B. könnten Sie sich zuerst an Musik aus jener Zeit erinnern, an Ihre Lieblingslieder, oder Sie erinnern sich an Ihre Schule, wie Ihre Lehrer aussahen oder an Mitschüler, oder an Ihr Elternhaus, an das Wohnzimmer, an die Küche, an ihr eigenes Zimmer.
Wichtig ist aber, dass Sie irgendwann zu einer Situation kommen, in der Sie gelitten haben. Vielleicht kommen Sie gar nicht sofort an die wirklich schlimmen Momente, weil die vielleicht vom Gehirn ins Unterbewusstsein verdrängt worden sind – so funktioniert das Gehirn. Aber das ist im Moment gar nicht so entscheidend.
Wichtig ist, dass Sie sich selbst noch einmal sehen, wie Sie damals waren. Sehen und erleben Sie sich in Ihren Gedanken noch einmal, wie verängstigt Sie in der damaligen Situation waren. Was sehen und fühlen Sie? Angst? Verzweiflung? Trauer? Tränen? Prügel? Versuchen Sie, SICH SELBST als kleines Kind zu sehen, so realistisch wie möglich.
Und jetzt stellen Sie sich vor, dass Sie dieses kleine Kind in den Arm nehmen können, es trösten können, es in Ihren Armen weinen lassen, ihm wieder Zuversicht geben, aber vor allem auch, ihm zu sagen, wie recht es hat mit seinem Schmerz, seiner Verzweiflung und seiner Angst.
Verstehen Sie das kleine Kind in Ihnen. Sagen Sie ihm, dass das, was geschieht, ungerecht ist, dass es nicht an ihm liegt, sondern an der Umgebung, an den Eltern, den Mitschülern, den Geschwistern, an wem auch immer. Nehmen Sie das Kind in den Arm und LIEBEN Sie es, sagen Sie ihm, dass es nicht schuld ist, dass es nicht schlecht ist und dass es etwas wert ist.
Weinen Sie ruhig mit dem Kind, wenn Sie können.
Diese Übung ist natürlich besonders „leicht“, wenn Sie zuhause sind. Aber Sie können auch mit dem Auto rechts ran fahren oder in einer Bar, in einem Kaufhaus oder im Büro die Toilette aufsuchen und die Übung dort durchführen. Vielleicht stören Sie die Geräusche, wenn Sie nicht zuhause sind. Deshalb haben Sie ab jetzt immer zwei Ohrstöpsel mit, die Sie irgendwo in der Hosentasche, in der Jackentasche oder im Münzfach Ihres Portemonnaies verstauen.
Ich schreibe das, weil diese Übung sehr hilfreich sein kann, wenn Sie mal wieder Suchtdruck bekommen. Also das Gefühl, dass Sie jetzt sofort wieder Alkohol, Spielautomaten, Essen oder Sex brauchen, oder was auch immer, je nachdem, was Ihre Sucht ist. Mit dieser Übung können Sie den Suchtdruck bekämpfen. Und das kann ja durchaus auch unterwegs passieren.
Das wird jetzt etwas zu lang. Nächste Woche schreibe ich den zweiten Teil dazu. Dann gebe ich auch Tipps, wie Sie diese Übung ganz konkret machen können, wenn Sie mal wieder Suchtdruck haben und nicht weiterwissen.