Atmet euren Druck weg
Heute mal wieder ein ganz praktischer Tipp für Situationen von Suchtdruck. Also wenn ihr wieder furchtbar durcheinander seid und jetzt unbedingt eure Droge Alkohol, Essen, Porno. Spielen oder sonstwas braucht. Ein Tipp, um etwas ruhiger zu werden und in DER Situation dann vielleicht nicht zur Droge zu greifen.
Und das kann man mit einer Atemübung schaffen. Wenn wir erregt sind, beginnen wir zu schnell und zu flach zu atmen. Wenn man in solch einer Situation dann anders atmet, lässt auch die Erregung nach. Eine ganz simple biologische Tatsache.
Das gleiche gilt für Situationen der Einsamkeit, Trauer, Verzweiflung, Selbsthass etc. Wenn man tief durchatmet und das ganz Lungenvolumen nutzt, dann hat der Körper mehr Sauerstoff zur Verfügung, und Spannungen im Inneren verringern sich, egal ob das Wut, Verzweiflung, Einsamkeit oder anderes ist.
Die Idee ist also, sich bei aufkommendem Suchtdruck irgendwo hinzusetzen (ihr könnt das aber auch im Stehen oder im Liegen durchführen) und die Füsse nebeneinander zu platzieren – auf dem Boden (oder Bett), nicht in der Luft.
Dann legt ihr eure Hände auf den Bauch, und zwar so, dass die beiden Mittelfinger sich in dem Moment so gerade berühren, wenn ihr anfangt, einzuatmen. Ab dem Moment hebt sich dann euer Bauch, und die Mittelfinger entfernen sich ein bisschen voneinander, bis sie sich beim Ausatmen wieder annähern.
Dies schaut ihr euch an. Wenn eure Gedanken wegdriften, zwingt ihr euch dazu, immer wieder an die Hände zu denken. Zu spüren, wie sich die Hände beim Ein- und Ausatmen auf und ab bewegen und sich die Mittelfinger treffen. Ihr werdet merken, wie ihr nach einiger Zeit automatisch ruhiger werdet.
Achtet beim Atmen auch darauf, dass euer Einatmen durch die Nase erfolgt und euer Ausatmen durch den Mund. Nach fünf bis zehn Atemzügen versucht ihr mehr auszuatmen als ihr einatmet. So lasst ihr alle negative Energie (eure Spannung) aus eurem Körper, entleert sich sozusagen und lasst nur noch die notwendige Menge an neuer und positiver Energie in euch hinein.
Nach jedem tiefen Ausatmen wartet ihr noch zwei Sekunden, bevor ihr wieder einatmet. Dadurch wird eure Atmung dann tiefer und ruhiger. Ihr könntet dann auch messen, wie sich euer Puls innerhalb von 3 Minuten um mindestens 5 Schläge verringert! (Nicht bei den ersten paar Mal, da ihr dann noch aufgeregt und bemüht seid, alles richtig zu machen.)
Spürt auch, wie die Luft beim Einatmen in den Bauch fließt. Statt einer flacher Atmung mit dem Brustkorb und den Schultern fühlt ihr also nach, wie sich der Bauch hebt und senkt und eure Mittelfinger sich berühren. Wenn die Luft in euren Bauch fließt, könntet ihr euch zusätzlich auch noch vorstellen, wie Heilung durch euch hindurchfließt.
Das ist also eine Übung, die zwei Zwecken dient: erstens in ganz konkreten Drucksituationen, um NEIN zu sagen, denn nach ein paar Minuten Atemübung fällt das dann leichter.
Und zweitens könnt ihr diese Atemübungen aber auch regelmäßig durchführen, z. B. zwei Mal am Tag, um euer Spannungsniveau dauerhaft zu reduzieren. Es ist eine Art Entspannungstraining und so etwas ist immer einer von vielen Bausteinen in einer Suchttherapie.
Also jetzt nicht denken, dass ihr nur mit Atemübungen von eurer Sucht wegkommt. Aber es ist EINES von vielen Elementen, die euch helfen. Habt ihr vielleicht Fragen, Gedanken oder dazu oder andere Tipps gegen Sucht? Dann schreibt sie doch am besten unten ins Kommentarfeld.