Logo HilfebeiSucht.de
Logo HilfebeiSucht.de

Alles ist erlaubt aber wollen Sie wirklich so leben?

Im letzten Blogbeitrag hatte ich ja schon darüber geschrieben, dass es völlig unproduktiv ist, wenn man sich für seine Sucht schämt und sich selber nieder macht. Ich möchte heute noch einmal darauf eingehen und Ihnen einen provokanten, aber höchst wirksamen Ratschlag gegen Ihre Sucht geben.

Machen Sie sich klar, dass Sie Ihrem Suchtverhalten nachgehen dürfen. Niemand hat Ihnen das verboten. Seien Sie viel cooler zu dem Thema, lassen Sie es geschehen, hören Sie auf, sich deswegen fertig zu machen. Alkohol, Porno, Spielautomaten, Fressen – soviel Sie wollen – alles ist erlaubt, wenn Sie sich das wünschen.

Je weniger Sie sich wegen Ihrer Sucht selber abstrafen, umso weniger fühlen Sie sich schlecht. Je weniger Sie sich schlecht fühlen, desto weniger spüren Sie Druck, sich wieder mit noch mehr von Ihrer Droge zu betäuben.

So kommt ein positiver Kreislauf in Gang. Denken Sie also nicht: Bier, Masturbation, Pommes, Zocken (oder was auch immer) ist verboten. Denken Sie nicht: Ich bin schlecht. Gehen Sie einfach ganz bewusst Ihrer Sucht nach, ohne Schuldgefühle. Jetzt aber die große Einschränkung! Fragen Sie sich dann jedes Mal: Will ich das wirklich? Ist das das Leben, das ich verdient habe?

Also: erstens: keine weiteren Schuldgefühle mehr. Lassen Sie es einfach geschehen. Und zweitens: fragen Sie sich bei jedem Suchtdruck ganz ruhig – ohne sich zu verurteilen – “will ich das wirklich? Will ich so leben?”

Wenn Sie sich das zueigen machen, werden die Ergebnisse phänomenal sein! Wenn Sie keine Schuldgefühle mehr haben, reduziert sich auch die Sucht. Ja, so einfach ist das. Wirklich! Denn die Schuldgefühle ernähren die Sucht. Ohne Schuld viel weniger Notwendigkeit, sich zu betäuben.

Nicht falsch verstehen: ich will nicht sagen, dass es sonst keine Gründe für Sucht gibt. Die anderen Gründe müssen Sie natürlich auch angehen. Aber die Schamgefühle, das Sich-Schlecht-Fühlen, das Sich-Selber-Fertig-Machen-Dass-Man-Der-Sucht-Wieder-Nachgibt, all das sollten Sie ab jetzt aufgeben und sich damit von einem ganz starken Antrieb der Sucht befreien.

Denn wenn Sie das nicht tun, gilt umgekehrt natürlich auch: je mehr Sie Ihrem Suchtverhalten nachgehen und sich schuldig fühlen, desto mehr brauchen Sie wieder eine neue und noch stärkere Dosis, um die neuen noch stärkeren Schuldgefühle zu betäuben usw. Ein Teufelskreis. Es ist tatsächlich so einfach, wie es hier dargestellt wird. Wenn Sie an den Fingernägeln kauen, wird das erst dann zu einem Problem, wenn Sie sich dafür schämen, sich schlecht fühlen und aus diesem Kummer heraus immer mehr kauen. Nehmen Sie es hingegen als gegeben an, werden Sie es zwar ab und zu tun, aber es wird nicht zur Sucht.

Bei Sex- und Pornosucht gilt auch noch Folgendes: Porno und Sex können zum Zwang werden, wenn Sie in einer Umgebung aufgewachsen sind, in der Sex als etwas Schlechtes, Verbotenes und Abzulehnendes gegolten hat. Dies kann z.B. in religiös geprägten Familien der Fall gewesen sein. Sobald Sie dann sexuelle Erfahrungen gemacht haben, haben Sie sich (un)bewusst schuldig gefühlt und mussten sich dafür bestrafen. Dadurch wurde Sex dann zwanghaft. Machen Sie sich auch hier den gerade vorher dargestellten Zusammenhang deutlich.

Nehmen Sie sich jetzt einmal ein paar Minuten und denken über folgendes nach: Je mehr Sie ein positiveres Verständnis von sich selbst entwickeln, sich nicht mehr so sehr für Ihre Sucht schämen, weniger Schuldgefühle haben und insgesamt nachsichtiger zu sich selbst sind, desto weniger werden Sie Suchtdruck haben. Können Sie Gründe benennen, warum dies so sein könnte?

Können Sie sich Teilbereiche vorstellen, in denen Sie liebevoller zu sich selbst sein könnten? Gibt es Gründe, warum Sie sich vielleicht nicht so sehr für Ihre Sucht schämen sollten und sich nicht so sehr schuldig fühlen sollten wie bisher?

Soweit meine Gedanken für heute. Falls Sie eigene Anregungen dazu haben, schreiben Sie sie doch bitte ins Kommentarfeld unten.