Sexsucht – ich will immer wieder Sex
Ständige Lust auf Sex, dreimal, viermal, fünfmal am Tag. Immer wieder neu geil sein. Der Partner oder die Partnerin können schon nicht mehr. Immer wieder Sex wollen, schon morgens beim Aufwachen vor dem Frühstück. Beim Mittagessen daran denken. Wildfremden Menschen auf den Hintern starren.
Ist das jetzt eine Sexsucht oder nicht?
Ich will immer wieder Sex muss natürlich noch nicht bedeutet, dass du süchtig danach bist. Jedenfalls nicht süchtig im medizinischen Sinne. Es kommt auf die Begleitumstände an. Wenn du Single bist und schon lange keinen Sex mehr hattest, kannst du evtl. wirklich an nichts anderes mehr denken und sehnst dich so sehr danach. Wenn du dann nach langer Zeit mal wieder eine Beziehung beginnst, hast du vielleicht großen Nachholbedarf. Das ist dann nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass du sexsüchtig bist.
Genauso, wenn der Partner oder Partnerin einfach keine Lust auf Sex hat und du immer wieder unbefriedigt bleibst. Umso mehr willst du dann auch immer wieder Sex – allerdings ohne wirklich süchtig danach zu sein. Jedenfalls nicht in dem Sinne, dass du es therapieren müsstest.
Jetzt kommt ein Grenzfall: Ich will immer wieder Sex und lebe in einer eigentlich gut funktionierenden Beziehung, in der man auch regelmäßig miteinander schläft. Und ich will es deutlich öfter als mein(e) Partner(in), viel öfter, als was ich glaube, andere als normal empfinden.
Brauchst du dann eine Behandlung? Bist du süchtig?
Es kann gut sein, dass du Sex und Masturbation so einsetzt, wie andere Menschen Schokolade oder Kartoffelchips essen. Zur Beruhigung, um Stress abzubauen, um von Problemen abzulenken. Mit Sex fühlst du dich dann einfach besser, für kurze Zeit.
Das ist die Einstiegssituation in eine Sucht. Du musst dann aufpassen. Kein Grund, jetzt schon zu verzweifeln, aber du solltest herausfinden, warum du soviel Sex brauchst. Irgendetwas belastet dich. Du solltest dann auch Alternativen finden.
Also entweder die eigentlichen Probleme (Stress, Ängste, Unruhe etc.) lösen oder irgendwas anderes finden, was auch den Stress abbaut (Boxtraining, Joggen, Kuchen, Yoga etc.).
Denn sonst kann sich wirklich eine Sexsucht herausbilden. Der oder die Partner(in) wird frustriert, fühlt sich überfordert, wendet sich immer mehr ab. Selber fühlst du dich immer mieser, gehst dazu über, an Sex mit anderen zu denken und das dann auch irgendwann umzusetzen, fühlst dich dann noch schlechter und setzt Sex immer mehr ein, um dich kurzfristig besser zu fühlen. Und dann kommst du nicht mehr davon weg – jedenfalls nicht ohne Behandlung. Und die Beziehung geht dann auch meist in die Brüche.
Ein weiterer Grenzfall ist, wenn ich immer wieder Sex brauche und das dann auch mit meinem Partner und anderen auslebe, z.B. in einer offenen Beziehung, in Swinger Clubs etc. Auch dies muss noch keine Sexsucht sein, wenn ich wirklich die Kontrolle über mein Verhalten habe und z.B. keine gesundheitlichen Risiken eingehe. Wenn ich wirklich Spass daran habe und nicht nach jedem Orgasmus denke, was habe ich jetzt wieder für einen Blödsinn gemacht, ich will das doch eigentlich gar nicht, warum tue ich das etc. Und auch, wenn ich dem Partner oder der Partnerin nicht weh tue und mir somit keine schleichende seelische Belastung aufbürde.
Aber selbst in solch einer Konstellation solltest du dich fragen, ob du das wirklich nur aus Spaß tust oder ob du nicht vor anderen Dinge wegläufst, wie z.B. Bindungsängsten oder traumatischen Erlebnissen in der Kindheit. Solch eine Konstellation ist nämlich oft äußerst instabil und kann schnell kippen. Mit Ballast aus der Vergangenheit aufzuräumen, so wie das Hilfe-bei-Sucht-Programme gegen Sexsucht anbieten, ist meist viel hilfreicher.
Ganz offensichtlich die Grenze zur Sexsucht überschritten hast du, wenn du Dinge tust, die du eigentlich gar nicht willst und dich danach dann auch regelmäßig immer wieder schlecht fühlst.
Sexsüchtige haben meist ausgeprägte Schuld- und Schamgefühle und kämpfen mit ihrem Selbstbewusstsein.
Ich will immer wieder Sex, lebe das auch aus und belüge und verletze meine(n) Parnter(in) gehört ebenfalls in diese Kategorie. Wichtig ist hier auch der Kontrollverlust. Du versuchst, damit aufzuhören, schaffst es aber nicht. Du brauchst immer mehr, steigerst deine Dosis über die Monate oder Jahre hinweg. Das sind alles Zeichen einer fortschreitenden Sexsucht und dann solltest du etwas dagegen unternehmen.