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Rückfälle bei Alkoholentzug – was sollten Alkoholiker beachten?

Rückfälle beim Alkoholentzug – ein leidiges Thema. Nimmt man einen Zeitraum von zwei Jahren nach Alkoholentzug als Grundlage, dann scheitern 90% der Therapien! D.h. in 90% der Fälle kommt es zu einem Rückfall. Für trockene Alkoholiker ist das eine schlimme Vorstellung.

Allein die Vorstellung, während oder nach einem Alkoholentzug wieder rückfällig zu werden, macht Angst. Aber genau da liegt dann auch schon das Problem. Rückfälle gehören nämlich zur langfristigen Abstinenz vom Alkohol dazu wie Benzin zum Autofahren.

Denk noch einmal an deine ganz frühe Kindheit – sofern du überhaupt Erinnerungen daran haben kannst. Aber im Alter von 12 bis 24 Monaten hast du Laufen gelernt. Wie oft bist du damals hingefallen – hattest also Rückfälle im wahrsten Sinne des Wortes? Zehn Mal am Tag? Hundert Mal? Manchmal hast du geweint – vor allem am Anfang – aber du bist immer wieder aufgestanden, hast dazugelernt und irgendwann konntest du es. Genauso war es beim Fahrradfahren lernen.

Trocken zu bleiben musst du ebenfalls lernen. Es geht nicht ohne Fehler, also nicht ohne Rückfälle beim Alkoholentzug und danach. Alkoholiker sollten sich einmal vorstellen, wie es wäre, heute als Erwachsener, Laufen lernen zu müssen. Deine Erwartungen, keine Fehler zu machen bzw. deine Angst, Fehler zu machen, wären so groß, dass du es wahrscheinlich nie lernen würdest. Nach dem zweiten oder dritten Rückfall, vielleicht sogar schon nach dem ersten, würdest du es aufgeben, weil du dich selber fertig machen würdest, dich als Loser fühlen würdest und es nicht wieder neu probieren würdest. Und genau so verhältst du dich bei Rückfällen beim Alkoholentzug.

Rückfälle bei Alkoholentzug kann man auch als Chance begreifen

Rückfälle bei Alkoholentzug kann man auch als Chance begreifen

Alkoholiker sollten Rückfälle beim Alkoholentzug als Chance begreifen, noch mehr über die Sucht herauszufinden. Ein Rückfall zeigt normalerweise an, wo noch Probleme liegen, die man nicht gelöst hat. Rückfälle deuten auf Auslöser von Suchtdruck hin, für die man noch nicht die richtige Strategie gefunden hat, wie man mit ihnen umgeht. Den grössten Fehler, den man bei einem Rückfall machen kann, ist, sich selber herunterzuziehen und in Kummer zu versinken und sich selbst zu bestrafen.

Man sollte sich allerdings bei einem Alkohol-Rückfall auch die Frage stellen, ob ein totaler Alkoholentzug überhaupt Sinn macht. Für körperlich Abhängige auf jeden Fall. Der Großteil der Alkoholiker in Deutschland – 85%(!) ist hingegen psychisch abhängig, hat also Alkoholprobleme. Hier kann es viel sinnvoller sein, zu lernen, wie man mit weniger Alkohol auskommt. Die Entzugserscheinungen sind dann viel geringer und Rückfälle passieren viel seltener. Die HbS-Methode arbeitet genau nach diesem Prinzip. Selbst das Magazin Der Spiegel weist mittlerweile darauf hin, dass weniger trinken als Therapieziel oft mehr Sinn macht als totaler Entzug und Abstinenz.