Rückfall Spielsucht – wie sollten Spielsüchtige damit umgehen?
Rückfälle bei Spielsucht – das ist meist ein trauriger Moment auf dem Weg heraus aus der Automatensucht, Internetsucht oder anderer Formen von Glücksspielsucht.
Spielsüchtige verzweifeln daran geradezu und lassen sich von einem Rückfall so sehr runterziehen, dass sie die Gefühle von Scham, Schuld und Versagen meist mit noch mehr Zocken betäuben. Und damit wieder ganz tief in den alten Problemen versinken.
Rückfall bedeutet ja: du hast eine Zeit lang das unerwünschte Verhalten NICHT ausgelebt und bist dann ungewollt „schwach geworden” und wieder in das alte Verhalten „zurück gefallen.”
Wenn du noch genauer sein willst, kannst du auch unterscheiden zwischen
- Ausrutscher – du hattest dein Verhalten eine Zeitlang unter Kontrolle. Dann hattest du einmal einen Ausrutscher und spielst wieder. Aber danach hast du dich weiter im Griff und spielst trotz des Ausrutschers NICHT wider regelmäßig.
- Rückfall in die Sucht – du hattest dein Verhalten eine Zeitlang unter Kontrolle. Dann fängst du wieder an zu Spielen – und hast eben wieder die Kontrolle verloren. D.h. eine zeitlang kannst du nicht mehr so einfach aufhören.
Für die **Spielsucht Rückfallquote** ist eher der zweite Fall wichtig. Die bisherigen Studien dazu kommen leider zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Sie sind daher nicht sehr aussagekräftig. Pessimistische Studien behaupten eine Rückfallquote von 90% innerhalb eines Jahres. Das scheint mir zu hoch gegriffen.
So gibt es auch Studien, die deutlich kleinere Rückfallquoten feststellen.
Nun, für den, der betroffen ist, sind die statistischen Quoten auch nicht so wichtig. Für dich ist wichtig: wie gehe ich damit um?
Rückfälle sind ein wichtiger *Bestandteil des Heilungsprozesses*.
Die gute Nachricht ist: Du kennst schon beide Verhaltensweisen: die Spiel-freie Verhaltensweise und dann eben die Verhaltensweise, wenn die Kontrolle des Suchtdrucks nicht gelingt. Es ist also realistisch, wieder zu dem spielfreien Verhalten zurück zu finden.
Ein Rückfall ist KEIN blöder Ausrutscher. In Wahrheit sind Rückfälle sogar wahrscheinlich und zu erwarten. Das gilt übrigens nicht nur bei Süchten. Wenn du mal drüber nachdenkst, wirst du erkennen, dass normalerweise JEDER Versuch einer VERHALTENSÄNDERUNG mit Fortschritten und Rückschritten läuft.
- Jemand will mehr Sport machen. Mal klappt’s und mal nicht.
- Jemand will regelmäßig früher aufstehen. Mal kappt’s und mal nicht.
- Jemand will sich gesünder ernähren. Mal klappt’s und mal nicht.
Die dauerhafte Änderung von Verhaltensweisen, genauer gesagt von Gewohnheiten, läuft nie einfach so durch.
- Mal wirst du deinen „guten Vorsätzen” gerecht.
- Mal fällst du in alte Verhaltensmuster zurück.
Spielsüchtige sollten sich einmal an ihre frühe Kindheit erinnern – sofern das möglich ist. Wie war denn das damals beim Laufen lernen? Wie viele Hunderte Male bist du damals umgefallen, gestürzt, hast vielleicht auch geweint. Aber du bist trotzdem wieder aufgestanden und hast jedes Mal ein paar Schritte mehr geschafft… bis du irgendwann laufen konntest.
Aber bis es so weit war, hast du ganz viele Rückfälle erlitten.
Als Erwachsener bist du jedoch so programmiert, dass du dich bei Fehlern sofort als unfähiger Verlierer fühlst. Rückfälle bei Spielsucht sind nicht erlaubt, es muss alles sofort klappen.
Ein absurder, unrealistischer Anspruch, findest du nicht?
Warum also dich verrückt machen?
Wenn du weißt, dass es sowieso kommt, dann kannst du auch versuchen, möglichst sachlich und dramafrei damit umzugehen.
Ich weiß, das ist leichter geschrieben als getan – aber es hilft!
Rückfall als Chance
Rückfälle können für Spielsüchtige nicht nur ein zu erwartendes Übel, sondern auch eine Chance sein. In jeder guten Therapie gegen Spielsucht – egal ob Casino, Pokern, Onlinespielsucht oder “einfach nur” Automaten und Daddelhalle – immer wird es auch um die *Aufarbeitung von alten Problemen* gehen.
Während du Hilfe gegen Spielsucht in Anspruch nimmst, lernst du, anders mit den alten Problemen umzugehen. Du lernst auch, auf die tagtäglichen Auslöser des Spielzwangs anders zu reagieren. Kommt ein Rückfall, so ist dies ein gutes Signal dafür, dass du bestimmte Dinge noch nicht gelöst hast.
Einen Rückfall bei Spielsucht kannst du also auch als Chance verstehen,
- noch weitere Probleme aus der Vergangenheit zu lösen,
- noch mehr über die Auslöser des Zwangs zum Zocken zu lernen,
- den Umgang mit Suchtdruck weiter zu üben und schließlich zu meistern.
Gute Hilfe gegen Spielsucht wird Spielsüchtigen also so etwas wie einen Erste Hilfe – Koffer gegen Rückfälle bereitstellen. Damit wirst du optimal auf Rückfälle bei Spielsucht vorbereitet. Vieles hängt von der richtigen Einstellung ab.
Wie kannst du konkret vorgehen?
1. Akzeptiere ganz sachlich, das Rückfälle auf dem Weg zur Freiheit von einer Sucht ziemlich normal sind. Akzeptiere die unbequeme Wahrheit, dass der Weg kein Kinderspiel ist. Das ist halt mal so, und trotzdem haben schon Millionen von Menschen ihre Süchte dauerhaft gestoppt. Erfolgreiche Suchtbekämpfung ist nicht leicht, aber absolut machbar.
2. Davon ausgehend: Gehe freundlich mit dir selbst um. Vorwürfe sind nutzlos. Vergib dir Ausrutscher und Rückfälle. Eine positive Herangehensweise gibt dir mehr Kraft.
3. Erinnere dich, welche Strategien dir bisher schon geholfen haben. Es gab ja vermutlich schon ein paar gute Schritte in die richtige Richtung, sonst würdest du nicht von einem „Rückfall” sprechen.Stelle fest, was dir geholfen hat und nutze das.
4. Nutze Hilfsangebote. Es wird sehr viel leichter, wenn du nicht ganz alleine – nur mit Willenskraft und gutem Vorsatz – versuchst, von der Spielsucht wegzukommen. Es muss nicht immer eine Spielsucht-Klinik sein. Ein guter *Psychotherapeut*, der z.B. von Spielsuchtberatungsstellen vermittelt werden kann, oder unser Hilfe-bei-Sucht-Programm als Online Kurs, können ebenfalls wertvolle Hilfe auf deinem Weg heraus aus der Sucht bieten.
Ein Rückfall muss keineswegs dauerhaft zu Verzweiflung und noch mehr Spielen führen.