Internet-Pornografie – Suchtbekämpfung in England
England eröffnet den Kampf gegen Internet-Pornografie. Internet-Provider müssen pornografische Inhalte automatisch filtern und sperren. Zugang dazu bekommen Nutzer nur, wenn sie dies schriftlich beantragen. Dies soll auch für mobile Internetdienste gelten. Dem Antrag muss dann ein Altersnachweis beigefügt werden. Nur ab 18 Jahren gibt es dann Zugang zu den Filmen.
England will Internet-Pornografie einschränken
Die Regierung Cameron will damit einerseits Jugendliche und Kinder besser vor Pornos schützen. Gleichzeitig will sie der zunehmend steigenden Internet-Pornosucht Einhalt gewähren. Der Verbreitung von kriminellen Inhalten wird vorgebeugt. So wird z.B. das Anschauen von simulierten Vergewaltigungsszenen unter Strafe gestellt. Genauso wie das Suchen nach pädophilen Inhalten. In Island gibt es ähnliche Bestrebungen.
Zur Suchtbekämpfung (Sexsucht, Pornosucht) ist dies erst einmal ein sehr nützlicher Schritt. Warum sollte es solch potenziell süchtig machende Inhalte frei verfügbar geben? Cannabis ist doch ebenfalls nur sehr bedingt erhältlich. So wie sich viele Spielsüchtige freiwillig bei Casinos sperren lassen, werden viele Pornosüchtige nun ebenfalls nicht den Weg der schriftlichen Beantragung gehen. Zumal dies einigen peinlich sein dürfte. Selbstverständlich werden dies nicht alle der geschätzten 250.000 Pornosüchtigen in England tun. In Deutschland liegt die Zahl übrigens bei geschätzten 400.000 Pornosüchtigen.
Lesen Sie hier, was einer der größten Sexsucht-Experten Deutschlands zur Lavario-Methode sagt.
Ein weiteres Problem ist folgendes. Mit dem erschwerten Zugang zu erotischen Inhalten werden keinesfalls die Ursachen der Pornosucht bekämpft. Hinter jedem Pornosüchtigen stehen problematische oder traumatische Erlebnisse in seinem (oder ihrem) Leben. Diese belasten den Menschen weiter. Er (oder sie) wird sich nun höchstwahrscheinlich andere Möglichkeiten suchen, die Probleme in den Griff zu bekommen. Das kann Alkohol, Spielsucht, Internetsucht (Stichwort: soziale Medien) oder anderes sein. Pornosüchtige benötigen psychologische Unterstützung durch einen Therapeuten. Oder ein Selbsthilfeprogramm, um das Problem in den Griff zu bekommen.
Außerdem können sich Pornosüchtige natürlich auch weiterhin innerhalb ihrer Erotik-Welt austoben. Statt Pornos im Netz könnten es nun Besuche bei Prostituierten oder in Swingerclubs werden. Wir wagen einmal die Prognose, dass Sex-Kinos auch wieder größeren Zulauf bekommen. In dieser Branche hatte es in den vergangenen 15 Jahren durch das Internet einen starken Abschmelzungsprozess gegeben.
Kritik an der Maßnahme der konservativen Regierung in England gibt es natürlich auch. Die überwiegende Mehrheit der Menschen, die Pornos schauen, sind nicht süchtig. Sie werden es wahrscheinlich auch nie. Viele Pärchen finden darin neue Anregungen für ihr Liebesleben. Schwierig könnte auch die Abgrenzung werden, was pornografischer Inhalt ist und was nicht. Was sind Nacktfotos von Stars? Was sind Seiten von Escort-Services? Oder Angebote wie joyclub.de? Interessant wird auch sein zu beobachten, ob die lästigen erotischen Pop-Up-Werbefenster endlich verschwinden.