Esssucht und ausgewogene Ernährung – kein guter Tipp gegen Esssucht

“Gute” Tipps gegen Esssucht gibt es viele. Einige davon sind allerdings etwas fragwürdig. Da wird z.B. immer wieder daran erinnert: ernähre dich ausgewogen. Iss genug Obst und Gemüse. Ausreichend Ballaststoffe. Nicht so viel Fett und Cholesterin, aber genügend Omega3 usw. usw. usw.

Hat dir das bisher geholfen?

Nein!

Vielleicht ernährst du dich sogar 80% der Zeit ausgewogen und schlägst nur ab und zu mal zu, dann aber so heftig, dass du sehr darunter leidest. Wie auch immer. Eine ausgewogene Ernährung ist sicherlich grundsätzlich wünschenswert und gesundheitsfördernd, sie ist aber für den Anfang gar nicht entscheidend.

Sich ausgewogen zu ernähren ist zu diesem Zeitpunkt kein guter Tipp gegen Esssucht.

Wow, endlich mal ein Ratgeber, der ehrlich ist!

Mach dir das Leben nicht noch doppelt schwer. Es ist ja sowieso schon eine Herausforderung, mit dem übermäßigen Essen aufzuhören. Das, was du dann noch isst, sollte dir aber wirklich schmecken. Egal, ob es gesund oder ungesund ist. Wenn du keinen Salat magst, dann iss auch keinen. Du bist kein Übermensch.

Wenn du demnächst auf eine normale Essensmenge runterkommst, dann ist das schon eine Riesenleistung! Lass dir das Essen dann schmecken, du hast es dir verdient.

Und vergiss nicht: Alles ist erlaubt, ob Schokolade, Burger, Kuchen, was auch immer. Nur nicht zu sehr übertreiben, ok? Es ist kein guter Tipp gegen Esssucht, sich irgendetwas zu verbieten.

Es ist ein typischer Fehler von Esssüchtigen, eine Diät anzufangen. Man hält sie ja sowieso nicht durch und dann wird man noch frustrierter als vorher und fühlt sich als „Loser“. Ebenso mit der ausgewogenen und gesunden Ernährung.

Ein besserer Tipp gegen Esssucht ist es, die Kalorien langsam zu reduzieren.

Langsam!

Das heißt, wenn du dir z.B. aktuell 5.000 Kalorien am Tag gönnst und du wünschst dir stattdessen, nur 1.500 zu dir zu nehmen, dann ist es sinnvoller, sich das als Ziel für heute in 2 Monaten zu setzen.

Und dann versuche erst einmal, in der kommenden Woche durchschnittlich nur 4.500 Kalorien am Tag aufzunehmen.

In der darauffolgenden Woche dann 4.000, dann 3.500 usw.

Das dauert dann zwar länger, bis du am Ziel bist, aber dafür erreichst du dein Ziel dann auch wirklich.

Das Ziel einer ausgewogenen Ernährung ist hier dann wirklich erst einmal nicht so wichtig. Was aber neben der Kalorienreduzierung viel wichtiger ist, sind psychologische Maßnahmen. Gegen Esssucht hilft nicht einfach nur, weniger zu essen.

Du musst vielmehr verstehen, warum du eigentlich so viel isst. Ist es Frust, Traurigkeit, Einsamkeit, Scham, Stress, und und und. Ein guter Tipp gegen Esssucht ist, sich selbst zu beobachten und herauszufinden, was die täglichen Auslöser für die Heißhungerattacken sind – und welche ungelösten Probleme dahinterstehen.

Im Hilfe-bei-Sucht-Programm lernst du genau das!

Der Weg raus aus der Esssucht führt nicht über Kalorienzählen, sondern darüber, sich selbst besser zu verstehen und die Hintergründe für die Sucht zu erkennen.

Es müssen richtige „Aha-Erlebnisse“ entstehen, damit man dann auch sein Selbstbewusstsein wieder stärken kann. Erst über diesen Weg kommst du raus aus der Sucht. Erst darüber verschwindet dann langsam, aber sicher, die ständige Lust, sich vollzustopfen.