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Ab wann ist man esssüchtig?

Es gibt problematisches Verhalten, und es gibt Sucht. Was „problematisches“ Verhalten ist, hängt zunächst auch einmal davon ab, was du selbst als normal empfindest und wo du dir Grenzen setzen möchtest.

Ist es zum Beispiel schon problematisch oder nicht, wenn du dich ab und zu einmal richtig voll isst oder häufiger isst, nur weil du dich vielleicht unglücklich oder einsam fühlst?

Das hängt auch davon ab, wie du dich beim Essen oder danach fühlst und ob die Gesundheit stark darunter leidet oder nicht.

Wo aber ist die Grenze zwischen problematischem Verhalten und einer Essstörung?

Es gibt verschiedene, ganz typische Merkmale einer Esssucht.

  1. Zunächst einmal brauchst du immer mehr. Immer größere Mengen. Während du am Anfang nur ein bisschen zu viel isst, werden es im Laufe der Zeit richtige Ess-Attacken, bei denen du Unmengen an Essen in dich hineinbeförderst und das auch gar nicht, weil du Hunger hast, sondern weil du damit deine Gefühle verändern möchtest – zum Beispiel essen gegen die Einsamkeit, gegen den Stress, gegen Ängste, gegen den Frust.
  2. Ein zweites, ganz wichtiges Merkmal ist der Verlust der Kontrolle. Am Anfang denkst du noch, dass du jederzeit wieder damit aufhören kannst. Dann versuchst du es, beginnst mit einer Diät, und dann merkst du immer wieder, dass es doch gar nicht so einfach ist. Du greifst früher oder später wieder zu Unmengen an Essen, ob du es willst oder nicht. Das Essen hat dich immer mehr im Griff und deine Gedanken kreisen viel zu oft ums Essen und um Kalorien.
  3. Damit verbunden ist ein weiterer, wichtiger Punkt, der eine Esssucht ausmacht. Nämlich der, wie du dich fühlst, wenn du dem Heißhunger nachgibst. Oder, noch viel wichtiger, wie du dich danach fühlst, also nach der Ess-Attacke. Süchtige schämen sich meist für ihr Verhalten und haben oft Schuldgefühle. Wenn du danach so voll bist, dass du dich kaum bewegen kannst, wenn dir übel ist, wenn du Bauchschmerzen hast, und wenn du auf Dauer immer dicker wirst – dann fühlst du dich schlecht, fragst dich, warum du das jetzt wieder gemacht hast, nimmst dir vor, damit aufzuhören, (wieder einmal) eine Diät auszuprobieren und dein Leben zu ändern. Dies sind typische Gedanken, die eine Esssucht ausmachen.

Hier sind sieben kurze Fragen, mit deren Hilfe du herausfinden kannst, ob du schon essgestört bist oder ob du dich “nur” im Bereich eines problematischen Verhaltens befindest:

  1. Isst du oft, ohne hungrig zu sein und vielleicht nur, um dich besser zu fühlen?
  2. Isst du oft besonders schnell und große Mengen?
  3. Versuchst du immer wieder Diäten, um weniger zu essen und schämst du dich oft nach deinen Ess-Attacken?
  4. Isst du oft, bis es unangenehm wird, zum Beispiel Übelkeit oder Bauchschmerzen oder extremes Völlegefühl?
  5. Denkst du ständig ans Essen?
  6. Belasten dich die Ess-Anfälle und fühlst du danach oft Scham, Ekel oder sogar Depression?
  7. Isst du manchmal allein, weil du dich schämst wegen der großen Mengen?

Wenn du auf höchstens zwei der sieben Fragen mit „ja“ geantwortet hast, fehlen typische Merkmale einer Ess-Sucht. Sich ab und zu einmal vollstopfen, vielleicht auch ohne wirklich hungrig zu sein, und sich eventuell dafür zu schämen, passiert vielen einmal. Deswegen bist du noch nicht unbedingt süchtig. Nichtsdestotrotz solltest du dich natürlich fragen, warum gerade dieser Artikel auf Interesse gestoßen ist. Dies könnte bedeuten, dass sich das Essverhalten schon in einem problematischen Bereich befindet, gerade wenn du ein oder zwei Mal mit „ja“ geantwortet hast.

Wenn du mehr als zwei Mal mit „Ja“ geantwortet hast, deutet das darauf hin, dass du wahrscheinlich schon im Suchtbereich angekommen bist. Du hast dich bereits geschämt für das eigene Verhalten, du fühlst dich oft schlecht wegen des vielen Essens, du hast vielleicht schon probiert, damit aufzuhören und das Leben zu ändern, du isst vielleicht oft sehr schnell und ohne wirklich hungrig zu sein – das bedeutet, das Essen wird nur genutzt, um andere Gefühle in den Griff zu bekommen.

Das Problem ist, dass eine Esssucht nur in ganz wenigen Fällen stillsteht. Fast immer wird es im Laufe der Zeit immer schlimmer. Eine Sucht fängt schleichend an und frisst die Betroffenen mit der Zeit auf, das heißt, die Gefahr ist sehr groß, dass du noch mehr die Kontrolle verlierst und dass das Essen eine noch größere Rolle in deinem Leben spielen wird und dir vieles kaputtmachen kann, Gesundheit und Freundschaften eingeschlossen.

Andererseits sind die Chancen, da wieder herauszukommen, sehr gut. Spezialisierte Therapeuten oder Selbsthilfeprogramme gegen Esssucht wie unser Hilfe-bei-Sucht-Programm können sehr gute Hilfe bieten. Du lernst damit, wie du ohne das ganze Essen wieder zu einem normalen Leben zurückfindest. Und zwar ohne unsinnige Diäten, die ja meist auf Dauer sowieso nichts bringen.