Süchte in Deutschland
Ich füge hier heute einmal eine Übersicht über die geschätzte Anzahl von Süchtigen in Deutschland ein. Zahlen dazu erhält man z. B. von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder vom Bundesministerium für Gesundheit, muss Sie aber zum Teil auch selber eruieren. Schon auf dem Deutschen Suchtkongress 2011 wurde die Anzahl der Süchtigen nach Internetpornographie auf 1% aller Internetnutzer geschätzt. Da es ca. 40 Millionen Internetnutzer in Deutschland gibt, sind 400.000 wohl nach expliziten Inhalten im Netz süchtig. Mittlerweile dürfte die Zahl noch einmal höher sein. Gar nicht berücksichtigt habe ich hier die harten stofflichen Drogen wie Heroin, Kokain, Crystal Meth etc. Auch Nikotin ist hier nicht berücksichtigt, weil es schwierig ist, die Grenze zur Sucht beim Rauchen zu definieren. Unter uns Experten gibt es schon seit Jahrzehnten einen wissenschaftlichen Streit über die Grenze zur Nikotinsucht. Auch Tablettensucht ist hier nicht berücksichtigt. Warum füge ich diese Übersicht hier ein? Aus drei Gründen. Zum einen, weil sie recht interessant ist. Zum zweiten, um indirekt ein bisschen Werbung für unsere Webseite mit unseren Selbsthilfeprogrammen gegen Sucht zu machen. Vor allem aber drittens, um Mut zu machen. Schauen Sie sich die Infografik mit den Zahlen an. Soviele Millionen Menschen in Deutschland (und in den Nachbarländern wie Österreich und Schweiz) sind süchtig. Wenn Sie auch von einer Sucht betroffen sind und das hier gerade lesen, sollten Sie einmal fragen, ob es angemessen ist, sich seiner Sucht zu schämen. Meine Antwort ist auf jeden Fall: Nein. Denn Sie stehen mit Ihrer Sucht nicht alleine. Nach irgendetwas süchtig zu sein, ist schon fast eine Volkskrankheit. Viele gesellschaftliche Entwicklung und das Auseinanderbrechen so vieler Familie haben mit Schuld daran, dass so viele Menschen in irgendeine Sucht abgleiten. Statt sich zu schämen, sollten Sie Ihre Sucht erst einmal als „normal“ oder als eine Krankheit auffassen und von dieser Einsicht aus gegen die Sucht vorgehen. Aber bloß nicht in Schuld- und Schamgefühlen versinken. Denn je mehr Sie sich schämen und schlecht fühlen, umso mehr werden Sie Ihre „Lieblingsdroge“ Porno, Alkohol, Zocken, Essen oder sonstwas konsumieren. Damit es Ihnen besser geht. Und genau das wollen Sie ja nicht, denn Sie wollen Ihre Sucht ja behandeln und davon wegkommen. Die umgekehrte Schlussfolgerung ist allerding auch war, und die hat es in sich: Je weniger Sie sich schämen und Ihre Sucht in vollen Zügen ausleben, desto eher werden Sie Ihre Suchtprobleme lösen. Denn je weniger Sie sich schlecht fühlen, desto eher weniger brauchen Sie auch von Ihrer Droge. Nun, es gibt viele andere Gründe, warum Sie sich möglicherweise schlecht fühlen und zum Essen, Alkohol, Sex, Spielen oder sonstwas greifen. Aber diesen EINEN Grund, die Schamgefühlen, den Selbsthass, den sollten Sie so schnell es geht aufgeben. Ich will Sie natürlich nicht dazu auffordern, noch mehr von Ihrer Droge zu nehmen. Ich will nur klar zum Ausdruck bringen, dass WENN Sie sie nehmen, Sie sich deshalb nicht schlecht fühlen sollen. Aber das ist ein so wichtiges Thema, dazu schreibe ich nächste Woche noch einmal einen eigenen Blogbeitrag. Für den Moment also werden Sie sich bewusst, dass Sie nicht allein auf der Welt mit Ihrem Suchtproblem sind. Viele andere Menschen leiden unter ähnlichen Problemen, bestimmt auch einige Ihrer Kollegen und Freunde, ohne dass Sie es wissen. Die Heimlichkeit, die Angst, sich zu outen, ist einer der Gründe, warum eine Sucht immer weitergeht. Überlegen Sie, ob Sie den Mut aufbringen können, nun endlich Hilfe einzuholen. Schämen brauchen Sie sich deshalb wirklich nicht. Suchtberatungsstellen machen den ganzen Tag lang, jahrein jahraus, nichts anderes als Menschen wie Ihnen zu helfen. Genauso Psychotherapeuten, Selbsthilfegruppen und natürlich auch unser Selbsthilfeprogramm. Falls Sie Fragen oder Feedback haben, nutzen Sie doch bitte das Kommentarfeld hier unten. Und wenn Sie diesen Blog oder die Infografik oben teilen möchten und bekannter machen möchten, würde ich mich auch freuen. Denn das motiviert immer zum Weiterschreiben.