Glücksgefühle als Auslöser von Suchtverhalten
Dass Glück Suchtdruck auslösen kann, damit rechnet man ja gar nicht und würde es vor einer gründlichen Analyse auch gar nicht vermuten. Aber viele Süchtige – oder sagen wir noch allgemeiner viele Menschen mit niedrigem Selbstbewusstsein – können mit starken positiven Gefühlen schlecht umgehen.
In ihnen war jahrelang ein gut funktionierendes Programm mit dem Namen „ich bin nichts wert und verdiene Unglück“. Wenn ihnen dann etwas Glückliches passiert, dann entstehen Spannungen, und die erzeugen Suchtdruck. Wenn man dem dann nachgibt, dann fühlt man sich schuldig, schämt sich, und schon passt das wieder zum Selbstbild, und die Spannung ist weg.
In diesem Zusammenhang ein Motto der Anonymen Alkoholiker: “Wenn es dir schlecht geht, dann geh zur Selbsthilfegruppe. Wenn es dir gut geht, dann renne zur Selbsthilfegruppe.”
Glücksgefühle sind ein Auslöser, den man recht gut in den Griff bekommen kann. Analysieren Sie ganz nüchtern, was die Auslöser für Ihren Erfolg waren. Was haben Sie gut gemacht? Und wenn nur Dinge kommen wie „reines Glück“, dann seien Sie sich bewusst, dass Sie tiefstapeln wegen Ihres inneren negativen Programms.
Mit inneren, negativen Programmen meine ich, dass da Dinge in Ihrem Unterbewusstsein festgeschrieben sind wie: ich bin nichts wert, ich kann nichts. Erlauben Sie das nicht. Lassen Sie nicht locker, und forschen Sie weiter, bis Sie die Faktoren nennen können, auf die Sie stolz sein dürfen.
Holen Sie Ihr inneres Kind hervor, und machen Sie ihm klar, dass es sich das verdient hat. Die Leistungen, die Sie erbracht haben, haben Sie auch deshalb geschafft, weil Ihr inneres Kind damals schon die Grundlagen geschaffen hat, z.B. indem es in der Schule gut aufgepasst hat. Oder weil Sie irgendetwas in Ihrer Ausbildung gelernt haben. Oder weil Sie gut mit Menschen können. Oder oder oder.
Wichtig ist auch, dass Sie Ihre Gefühle mitteilen können. Gehen Sie mit jemandem aus, trinken Sie etwas, lassen Sie sich von dem anderen auch noch einmal bestätigen, wie sehr Sie sich dieses Glück verdient haben. Lassen Sie ruhig Ihre Zweifel heraus und sie von Ihrem Gegenüber ausräumen.
Eine Nutzerin des Lavario-Programms hat uns mal folgendes geschrieben: “Ich habe in einem Buch mal gelesen, dass man sich jeden Abend vor dem Schlafen gehen alle schönen Dinge aufschreiben sollte, die am Tag passiert sind. Dies tue ich, und es zieht mich oft ein bisschen aus dem ganzen Druck und der miesen Stimmung heraus, die ich immer noch oft habe, obwohl ich mich als (ziemlich) geheilt ansehe. Ich habe also so eine Art Tagebuch, und da schreibe ich alles immer auf. Das lässt mich dann ruhiger einschlafen.”
Es gibt auch noch eine relativ effektive Übung, die Sie durchführen können, falls Glücksgefühle für Sie Auslöser von Suchtdruck sind. Reissen Sie die Arme in die Höhe und rufen Sie laut „Ja. Ja. Ja.“ (wenn Sie irgendwann am Tag alleine sind.) Gehen Sie in eine Siegerpose und feiern Sie, egal, ob Sie eigentlich gar nicht feiern können oder mit dem Glück und der darauffolgenden Spannung gar nicht umgehen können. Geben Sie somit dem Druck ein Ventil.
Ob Glücksgefühle bei Ihren den Drang auslösen, mehr Alkohol zu trinken, mehr zu essen, zu zocken oder Pornos zu gucken, bekommen Sie oft erst heraus, wenn Sie ein Tagebuch führen und dann schauen, ob es an glücklichen Tagen mehr Suchtdruck gibt. Bei manchen Menschen ist das so, bei anderen nicht.
Ein weiterer Auslöser von Suchtverhalten sind bestimmte Orte, bestimmte Mitmenschen und bestimmte Tageszeiten oder Tage. Darüber werde ich nächste Woche schreiben. In den vorherigen Beiträgen hatte ich ja schon über Einsamkeit, Stress, Konfliktangst, Kränkungen und unstrukturierte Zeit als Auslöser von Suchtdruck geschrieben – und was man dagegen tun kann.
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