Spielsucht bekämpfen: Den (Sucht-)Roboter stoppen
Wenn Du Deine Spielsucht bekämpfen willst, ist ein Problem, dass Willenskraft alleine nicht besonders gut funktioniert. Man nimmt sich was vor, macht dann aber die Erfahrung, dass man sich doch anders Verhält als geplant.
Du kennst bestimmt das Gefühl, dass Du als Spielsüchtige(r) oft nur noch wie ein Roboter bist. Dass Du Dich plötzlich von einem Moment auf den anderen fremdbestimmt fühlst.
Das Geräusch von klingelnden Geldmünzen, bunten, blinkenden Lichtern oder aber ein Moment gähnender Langeweile … und schon verlierst Du die Kontrolle. Es ist, als würde schlagartig jemand anders in Dir übernehmen und Deine Gedanken und Deinen Körper Richtung Spielhölle schieben – ob Du das in Wirklichkeit willst oder nicht!
Genau hier, ganz am Anfang dieses Prozesses, wenn dieser Roboter wieder loslegt – da musst Du reagieren und eingreifen um die Spielsucht zu bekämpfen!
Spielsucht bekämpfen heißt, Deinem inneren Roboter dazwischenzufunken
Der typische Weg ist nämlich jetzt, dass so ein bewusster oder unbewusster Sucht-Auslöser den Spielsucht-Roboter in Dir hervorruft.
Dann setzt Du Dich in Bewegung – und zwar mit vollem Einsatz. Deine Gedanken drehen sich jetzt immer mehr ums Spielen. Du hörst schon das Klingeln und siehst die sich schnell bewegenden Zahlen und Symbole der Automaten. In Dir entsteht eine enorme Spannung, die sich erst dann auflöst, wenn Du Deine Einsätze machst und das Spiel läuft, was auch immer Du genau spielst.
Wenn der Roboter in Dir loslegt, dann kannst Du eine Methode anwenden, die man Gedankenstopptechnik nennt – um die Spielsucht zu bekämpfen. Das ist eine bekannte und erfolgreiche Methode aus der Verhaltenstherapie.
Ich erkläre Dir in diesem Artikel genug, damit Du diesen Trick auf Deine Spielsucht anwenden kannst. Wenn Du mehr Hintergründe wissen willst, googelst Du einfach die beiden Begriffe „Gedankenstopptechnik” und „Verhaltenstherapie”.
Wie funktioniert die Gedankenstopptechnik?
Das Ziel der Gedankenstopptechnik ist, dass Du den Spielsuchtroboter mit einem überraschenden Verhalten durcheinander bringst und damit stoppst.
Das funktioniert so:
In dem Moment, in dem es in Dir anfängt zu kribbeln, direkt wenn der Suchtdruck wieder hochkommt, dann reißt Du Deine Arme hoch, klatschst laut in die Hände und schreist „Stopp!”
“Ist das Dein Ernst, meinst Du jetzt, ich soll mich in der Öffentlichkeit, im Spielsalon oder im Restaurant plötzlich wie ein Clown aufführen?”
Nein, das solltest Du bestimmt nicht tun. Wir wollen ja nicht, dass Du Dich lächerlich machst. ;-) Da gibt es schon bessere Wege, die Gedankenstopptechnik zu benutzen.
Zunächst fängst Du damit an, dass Du das alleine zuhause übst. Für Situationen, in denen Du nicht alleine bist, haben wir dann eine abgewandelte Form der Übung vorbereitet.
Warum aber diese merkwürdige Technik? Wie hilft das, die Spielsucht zu bekämpfen?
Nun, das hat mit bestimmten Abläufen im Gehirn und Nervensystem zu tun.
Neurobiologisch sind alle Gedanken, die Du hast – und somit auch die des Roboters in Dir – Prozesse zwischen den Nervenzellen. Dabei übermitteln Botenstoffe Reize zwischen den Nervenzellen. Das passiert in automatischen Abläufen. Zum Beispiel in den Prozessen, die dann die Sucht ablaufen lassen.
Wenn jetzt plötzlich und unerwartet ein Klatschen und Schreien kommt, passiert im Gehirn so etwas, als wenn Tauben vor Dir die Brotkrümel vom Boden picken und plötzlich jemand in die Hände klatscht. Die Tauben flattern erschrocken auf, fliegen wild durcheinander und hauen ab. Sie kommen vielleicht nach einer Weile zurück, aber dann nicht mehr so zahlreich und nicht mehr so geordnet wie vorher.
Die neurobiologischen und chemischen Prozesse in Deinem Gehirn werden plötzlich auch dramatisch durcheinandergebracht. Denn durch die schreckhafte Überraschung wird Adrenalin im Körper freigesetzt.
Adrenalin wird bei Erschrecken, Überraschung, Furcht im Körper ausgeschüttet. Vor Jahrtausenden war das lebenswichtig im Überlebenskampf mit der Natur. Du weißt schon, Säbelzahntiger, Velociraptor usw.
Im 21. Jahrhundert sind dramatische, lebensgefährliche Situationen nicht mehr die Regel, aber die Sache mit dem Adrenalin funktioniert im Körper weiter.
Erinnere Dich zum Beispiel an Momente in der Schule. Als der Lehrer Dich plötzlich unerwartet nach vorne rief, da konnte einem schon heiß werden. Da konntest Du schon einen Schreck fühlen. Das war dann Adrenalin, das Dein Körper in der Schrecksekunde ausgeschüttet hat.
Das machst Du Dir nun zunütze, um die Spielsucht-Automatik zu unterbrechen.
Dies bedeutet, dass die chemischen und neurologischen Verkettungen, die der Spielsucht-Roboter in Deinem Gehirn hergestellt hat, vom Adrenalin weggespült werden.
Sie können zwar wieder zurückkommen, in gleicher oder ähnlicher Form, aber zunächst einmal hast Du im schlechtesten Fall Zeit gewonnen und im besten Fall die Gedanken dauerhaft, also vielleicht für den Rest des Tages oder für viele Stunden vertrieben.
Im weiteren Verlauf des Hilfe-bei-Sucht-Programms werden wir natürlich ausführlich behandeln, wie Du daran arbeitest, dass diese Gedanken erst gar nicht mehr kommen.
So kannst Du mit der Gedankenstopptechnik die Spielsucht bekämpfen
Übe also nun die Gedankenstopptechnik. Mit ein bisschen Übung kannst Du damit erfolgreich Deine Spielsucht bekämpfen. Du unterbrichst damit automatisch ablaufende Prozesse. Wenn Du es oft genug tust, wird die Automatik “zerstört”.
Übe zunächst einmal, wenn Du ganz allein bist.
Schritt 1 – den Roboter in Gang setzen. Setze Dich gemütlich auf einen Stuhl oder auf Deine Couch, und stelle Dir vor, wie Dein Roboter loslegt.
Vielleicht stellst Du Dir einen Raum in Deinen Lieblingsspielsalon vor, oder stellst Dir das Rattern der Automaten vor, oder Du siehst den Lottoschein vor Dir, oder die Website, auf der Du oft Deine Wetten abschließt – was auch immer bei Dir zutrifft.
Schritt 2 – den Roboter stoppen. Und dann irgendwann, nach 20 oder 30 Sekunden, reißt Du die Arme hoch, klatschst in die Hände und schreist ganz laut „Stopp!”.
Schritt 3 – die Aufmerksamkeit bewusst woanders hin steuern. Unterschätze diesen kleinen Schritt nicht – er ist sehr wichtig. Wenn Du ihn weglässt, funktioniert die Gedankenstopp-methode weniger gut. So gehst Du vor: Nach dem “Stop” öffnest Du die Augen. Und konzentrierst Dich sofort auf die Dinge, die Du in dem Augenblick siehst.
Damit unterbrichst Du nämlich nicht nur die chemischen Anordnungen in Deinem Gehirn, sondern bietest Deinem Gehirn auch sofort eine neue Anordnung. Du richtest Deine Aufmerksamkeit auf andere Dinge, die nichts mit dem automatischen, robotisierten Ablauf zu tun haben.
Zum Beispiel könntest Du nach dem Schrei dann das Fenster oder die Blumen oder den Tisch und das Geschirr wahrnehmen.