Bundesregierung will die Spielautomaten umrüsten lassen
Eine neue Gesetzesinitiative der deutschen Bundesregierung sieht vor, dass mehrere Hunderttausend Glücksspielautomaten umgerüstet werden sollen. Kern des Anstoßes ist das Punktesystem, welches den Schutz der Spieler angeblich ausheble.
Dabei wird in vielen Automaten das Geld, das die Spieler anfangs einwerfen, sofort in Punkte umgewandelt. Im weiteren Verlauf der Spiele weiß der Spieler dann nicht mehr, wieviel er schon verloren hat, weil er / sie das ja nicht sieht, sondern nur die verbleibenden Punkte. Jetzt sollen die Spielautomaten – Hersteller also gezwungen werden, die Automaten für viel Geld umzurüsten.
Kritik an diesem neuen geplanten Gesetz gibt es reichlich. Aber fangen wir einmal mit dem Positiven an: NEUE Spieler, also solche, die noch gar keine Spieler sind, sondern es einfach einmal ausprobieren, werden vielleicht wirklich davon abgeschreckt, zu viel einzusetzen, wenn du siehst, wie das oft hart erarbeitete Geld in wenigen Minuten dahinschmilzt.
So können vielleicht zukünftige Spielsüchtige verhindert werden.
Nun aber zu den vielen Einschränkungen und Einwänden.
Zunächst einmal geht es vielen SpielSÜCHTIGEN ja gar nicht mehr ums Gewinnen oder Verlieren, sondern um die Droge Spielen bzw. Zocken an sich. Das Blinken, die Geräusche, das Adrenalin, der Geruch im Spielsalon, das Gefühl, wieder alles aufs Spiel zu setzen und vieles mehr. Ob es um Punkte oder um Euros geht, ist dem Spielsüchtigen in dem Moment oft ziemlich egal.
Eine Umrüstung der Glücksspielautomaten wird also den bereits existierenden Spielern wenig helfen. Selbst der Gedanke, dass neue Spielsüchtige verhindert werden, muss mit einem großen Fragezeichen dahinter versehen werden. Wer spielsüchtig wird, hat dafür meist gute Gründe, die in der Vergangenheit und in der Persönlichkeit der Spieler liegen.
Unzählige Studien zeigen, dass es oft nur kleine Dinge sind, die entscheiden, ob jemand spielsüchtig, alkoholsüchtig, pornosüchtig oder sonstwie süchtig wird. Es steht also zu befürchten, dass jemand, der nicht an die Automaten gerät, in eine andere Sucht abrutscht.
Spielsucht ist einer der häufigsten Süchte. Wichtig wäre es also vielmehr, noch mehr in einerseits die Aufklärung über Suchtgefahren zu tun und andererseits – und das ist noch viel wichtiger – in die Hilfe für die bereits existierenden Spielsüchtigen zu investieren. Ein weiterer Kritikpunkt an dieser neuen Initiative der Bundesregierung liegt in der Frage, warum die Regierung die Spielautomaten nicht komplett verbietet, wie dies z.B. in Brasilien der Fall ist.
Entweder liegt in den Automaten eine große Suchtgefahr oder nicht. Entweder sind die Spielhallen, wie oft zu hören ist, ein großes Geldwäsche-Paradies oder sie sind es nicht. Also entweder komplett damit aufräumen oder erst gar keine scheinheiligen Schutzmaßnahmen einführen.
In diesem Zusammenhang muss immer wieder darin erinnert werden, dass die Regierung über das staatliche Glücksspielmonopol über 3 Mrd. Euro jährlich einnimmt. Für die Suchtprävention und Aufklärungsmaßnahmen gegen Spielsucht, z.B. in Jugendzentren und in Schulen, wird hingegen nur ein Zehntel davon ausgegeben. Es stellt sich also die Frage, wie ehrlich die Regierung es mit dem Schutz der Spieler wirklich meint.