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Alkoholsucht und Armut – Welcher Zusammenhang besteht dort?

Alkoholsucht und Armut – da besteht ganz offensichtlich ein Zusammenhang. Nur welcher? Im SPIEGEL war 2015 zu lesen: „Arme Menschen sterben häufiger an Alkoholkonsum.“ Das Magazin berief sich dabei auf eine internationale Studie. Wer gut im Englischen unterwegs ist, kann sich die Untersuchung hier ansehen.

Die Ergebnisse werden so interpretiert, dass Alkohol wesentlich zu sozialen Unterschieden in der Lebenserwartung beitrage. Allerdings wird dann differenziert. Menschen mit höherem Bildungsgrad trinken oft mehr als weniger gut gebildete Menschen. Allerdings ist Komasaufen und besonders exzessives Trinken unter sozial besser gestellten Menschen weniger häufig anzutreffen. Und genau dies führe zu frühzeitigem Tod durch Alkohol.

Vereinfacht ausgedrückt: Je ärmer, desto höher das Risiko von Gesundheitsschäden durch Alkohol. Wir finden diese Schlussfolgerung etwas problematisch. Zwischen Alkoholsucht und Armut gibt es höchstwahrscheinlich einen Zusammenhang. Aber welchen? Immerhin ist ja auch denkbar, dass man durch höheren Alkoholkonsum in die Armut abrutscht. Zum Beispiel, weil man seinen Job verliert. Weil einen die Partnerin oder Partner verlässt. Scheidungen kosten Geld. Der Alkohol selber kostet Geld.

Das ist wie die Frage nach dem Huhn und dem Ei. Was war zuerst da? Rutscht man durch Alkohol in die Armut oder säuft man besonders viel, wenn man arm ist? Immerhin gibt es andere Studien und die zeigen, dass Manager und Chefärzte besonders alkoholsucht gefährdet sind. Die einen, weil sie ständig auf Geschäftsessen trinken „müssen“. Die anderen wegen der hohen Verantwortung für das Leben ihrer Patienten.

Man wird immer Studien finden, die das eine oder das andere „beweisen“. Sicherlich gibt es bestimmte Kausalitäten zwischen Alkoholsucht und Armut. Aus unserer Sicht ist das aber zweitrangig. Denn was wären denn die Schlussfolgerungen? Dass man Menschen aus der Armut befreien muss, um sie vor dem Alkohol zu schützen? Oder sollte man besser gestellten Personen Verantwortung und Geld entziehen, damit sie weniger trinken? Solche Überlegungen führen zu nichts.

Letztendlich sind es nicht materielle Faktoren, sondern psychische Einflüsse, die eine Alkoholabhängigkeit begünstigen. Jemand betrinkt sich aufgrund von Problemen und nicht wegen seines sozialen Status. Frühkindliche Erfahrungen, Sozialisation, traumatische Erlebnisse – dies sind weit zuverlässigere Faktoren, um eine Sucht vorherzusagen.

Alkoholsucht und Armut – Vorsicht vor falschen Schlussfolgerungen

Wie war das im 19. Jahrhundert? Auf dem Land gibt es mehr Störche. Und auf dem Land werden mehr Kinder geboren. Also bringt der Storch die Kinder? Wer eine schwierige Kindheit oder Jugend hatte, gerät häufiger in eine Alkoholsucht. Und der gerät auch häufiger in schwierige soziale Verhältnisse und Armut. Dann ist es aber nicht die Armut, die Alkohol begünstigt.