Alkoholiker Selbstmordgedanken – Tabletten, Ärzte oder Psychologen?
Alkoholiker und Selbstmordgedanken, das kommt leider häufiger vor, als sich das manche vielleicht vorstellen können. Es ist ja nicht so, dass Alkoholabhängige seit Jahren jeden Morgen aufstehen mit der Absicht, sich heute mal wieder zu betrinken und sich dann dabei gut fühlen.
Vielmehr ist mit einer Alkoholsucht viel Leiden verbunden. Meist liegen unzählige Versuche hinter einem Alkoholiker, die Sucht zu überwinden. Alkoholentzüge, in einer Klinik unter ärztlicher Aufsicht oder alleine zuhause, fast immer auf Dauer erfolglos.
Und irgendwann wächst die Verzweiflung, dass man nicht vom Alkohol loskommt, so stark an, dass man sogar Selbstmordgedanken bekommt. Von Freunden verlassen, die Familie verloren, arbeitslos, verarmt… da können Suizidgedanken entstehen.
Und öffnet sich dann eine Alkoholikerin oder ein Alkoholkranker jemandem und erzählt von den Selbstmordabsichten, dann kommen oft wenig hilfreiche Sprüche wie „das Leben geht schon irgendwie weiter“ oder „es wird schon wieder“.
Wer bei Alkoholproblemen an Selbstmord denkt, sollte sich vielmehr vor Augen führen, dass der jahrelange erhöhte Alkoholkonsum die Gehirnchemie verändert. Depressionen (und in deren Folge dann auch Selbstmordgedanken) treten oft infolge der veränderten Gehirnchemie auf.
Alkoholiker, Selbstmordgedanken und Depressionen
Dies ist eine Krankheit, wie das Wort „Alkoholkrankheit“ ja auch schon ausdrückt. Es ist definitiv nicht so, dass man solche Selbstmordgedanken einfach durch ein anderes Denken wieder wegbekommt.
Vielmehr brauchst Du einen Arzt, der Dir die richtigen Medikamente gibt, um die Gehirnchemie wieder in Ordnung zu bringen – um es mal ganz einfach auszudrücken. Funktioniert die Gehirnchemie wieder, verschwinden auch die Selbstmordgedanken von selber und Du kommst von selber wieder auf positivere Gedanken.
Gleichzeitig sollte dann aber ein Alkoholentzug durchgeführt werden und vor allem – damit man nicht wieder in die alten Muster zurückfällt – eine ordentliche psychotherapeutische Betreuung.
Also: Erstens Arzt, zweitens Alkoholentzug und drittens psychologische Beratung – in dieser Reihenfolge!
- Angehörige sollten den Betroffenen auch zu diesen drei Schritten drängen.
- Alkoholsucht-Beratungsstellen können hier wichtige Hilfe leisten. Einfach mal googlen für die entsprechende Stadt.
Beim dritten Schritt „psychologische Beratung“ können wir wiederum helfen.
Das Hilfe-bei-Sucht-Programm funktioniert hervorragend, um dauerhaft vom Alkohol wegzukommen. Bei Selbstmordgedanken ist es jedoch nicht geeignet, ausreichende Unterstützung zu geben, da braucht der Betroffene zunächst einmal viel intensivere persönliche Betreuung und Medikamente.
Hier sind zusätzliche Informationen, wie Betroffene Hilfe finden können:
Soforthilfe bei Suizidgedanken
Wenn du akute Selbstmordgedanken hast, zögere nicht, sofort Hilfe zu suchen:
1. Notrufnummern:
– Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (kostenlos und anonym, 24/7 erreichbar)
– Kriseninterventionsdienste: In vielen Städten gibt es spezialisierte Krisendienste, die rund um die Uhr erreichbar sind. Suche online nach “Krisendienst [deine Stadt]”.
2. Psychiatrische Notaufnahmen: In dringenden Fällen kannst du direkt in die psychiatrische Notaufnahme des nächstgelegenen Krankenhauses gehen.
3. Online-Beratung: Plattformen wie Krisenchat.de bieten rund um die Uhr anonyme Chat-Beratung für Menschen in akuten Krisen.
Langfristige Unterstützung
1. Therapeuten und Psychiater:
– Psychotherapeutenkammer: Auf den Websites der regionalen Psychotherapeutenkammern findest du Listen von Therapeuten.
– Arzt für Psychiatrie: Eine Überweisung kann durch deinen Hausarzt erfolgen.
2. Selbsthilfegruppen:
– Anonyme Alkoholiker (AA): Diese bieten regelmäßige Treffen an, die hilfreich sein können, um Unterstützung und Verständnis von anderen Betroffenen zu erhalten. Informationen und Gruppen in deiner Nähe findest du auf der AA-Website.
3. Beratungsstellen:
– Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS): Bietet eine umfassende Liste von Beratungsstellen und Kliniken für Suchtkranke. Besuche DHS für mehr Informationen.
4. Online-Ressourcen:
– Sucht-und-Drogen-Hotline: 01805 313031 (24/7 erreichbar, Anrufe kosten 14 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz)
– Online-Foren und Communities: Plattformen wie Gutefrage.net und reddit haben spezifische Unterforen für Menschen, die Unterstützung suchen.