Alkoholentzug, Alkoholabhängigkeit und Alkoholmissbrauch – wie hängt das alles zusammen?
ALKOHOLENTZUG, ALKOHOLMISSBRAUCH UND ALKOHOLABHÄNGIGKEIT – das sind drei Begriffe, die oft im Zusammenhang gebraucht werden.
Was aber ist der Unterschied zwischen Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit?
Und wann ist ein Alkoholentzug für dich nötig?
Zunächst einmal muss man festhalten, dass Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit nicht das gleiche ist und ein Alkoholentzug ist auch nicht in jedem Fall für dich von Nöten.
Beim „Missbrauch” geht es um die Menge und Regelmäßigkeit deines Trinkens.
Bis zu 24 g Alkohol am Tag, und dann auch nicht an jedem Tag der Woche, das ist das äußerste, was dein Körper problemlos wegstecken kann – bei Frauen allerdings nur die Hälfte.
Das ist z.B. ein 0,2 l Glas Wein oder eine Flasche Bier. Alles darüber ist Alkoholmissbrauch.
Neben den körperlichen Schäden führt der Missbrauch auch zu Folgeproblemen, die durch dein Verhalten in betrunkenem Zustand entstehen. Das könnte z.B. ein Autounfall sein, oder Fehler, die du beschwipst am Arbeitsplatz machst.
Jetzt ist aber nicht jeder Alkoholmissbrauch schon Alkoholabhängigkeit. Mehr als 24 g Alkohol am Tag erhöht zwar die Wahrscheinlichkeit, dass du dauerhaft gesundheitliche Schäden davonträgst, muss aber noch nicht zu einer Alkoholabhängigkeit führen und erst recht nicht zu einem Alkoholentzug bei dir.
Von einer „Alkoholabhängigkeit” spricht man, wenn du psychisch oder körperlich nicht mehr ohne Alkohol „kannst”.
Alkohol wird dann mehr und mehr zum Mittelpunkt deines Lebens. Durch regelmäßiges Trinken ist bei dir ein Gewöhnungseffekt eingetreten. Dementsprechend hast du dann angefangen mehr bzw. öfter zu trinken. Ab einem bestimmten Punkt gibt es dann für dich einen Kontrollverlust, und du kannst nicht mehr ohne. Dein Verzicht auf Alkohol führt dann schnell zu Entzugssymptomen.
Bei einer körperlichen Alkoholabhängigkeit ist dann für dich ein richtiger Alkoholentzug angeraten. Wo aber ist der Unterschied zwischen einer körperlichen Alkoholabhängigkeit und einer psychischen Alkoholabhängigkeit bei dir? Beides beinhaltet übrigens automatisch auch Alkoholmissbrauch.
Eine körperliche Alkoholabhängigkeit liegt vor, wenn dein Körper Alkohol wie eine körpereigene Substanz betrachtet und dann mit sogenannten „Entzugserscheinungen” reagiert, wenn es keinen Alkohol gibt. Genau dies passiert ja bei einem Alkoholentzug.
Du merkst eine körperliche Abhängigkeit z.B. an dem Zittern deiner Hände, an der starken Unruhe am Morgen, wenn du die ganze Nacht über keinen Alkohol hattest etc. Was für andere einfach nur Alkoholmissbrauch wäre, ist dann für dich als Mensch mit körperlicher Alkoholabhängigkeit die notwendige Menge Alkohol, um einfach nur zu funktionieren.
Abb.: ALKOHOLENTZUG, ALKOHOLABHÄNGIGKEIT UND ALKOHOLMISSBRAUCH – begriffliche Unterschiede
Eine psychische Alkoholabhängigkeit liegt vor, wenn du „nur” das Gefühl hast, ohne Alkohol funktioniert dein Leben nicht so gut: Alkoholmissbrauch um zu entspannen, Alkoholmissbrauch, um cooler zu sein, Alkoholmissbrauch, um Probleme zu vergessen etc.
D.h. du trinkst Alkohol nicht einfach nur des Geschmacks willen, sondern zweckgebunden. Um einen bestimmten „angenehmen” Effekt damit zu erreichen. Aber es ist eben bei dir noch keine körperliche Alkoholabhängigkeit.
Wann also macht für dich ein Alkoholentzug Sinn?
Bei körperlicher Alkoholabhängigkeit ist ein Entzug auf jeden Fall für dich nötig. Du hast so oft Alkoholmissbrauch betrieben, dass dein Körper das niemals mehr vergessen wird. Ein Alkoholentzug ist dann für dich zwingend.
Der Entzug sollte unter ärztlicher Aufsicht, normalerweise in einer Suchtklinik, durchgeführt werden. Du solltest danach auch nie wieder Alkohol anrühren.
Bei „nur” psychischer Alkoholabhängigkeit mit wiederholtem Alkoholmissbrauch hingegen kann ein Alkoholentzug für dich sogar kontraproduktiv sein.
Da du selber nicht wirklich überzeugt bist, einen Alkoholentzug durchzuführen – „ich bin doch nicht körperlich alkoholabhängig”, kann es hier bei dir zum Jojo-Effekt kommen, so dass du einige Wochen nach dem Entzug wieder zum Alkohol zurückkehrst und noch mehr Alkoholmissbrauch betreibst als vorher.
Sinnvoller ist es für dich hier, über Psychotherapie und Verhaltenstraining eine starke Reduzierung deines Alkoholkonsums anzustreben. Dein Ziel ist dann: Trinken in Maßen, ohne Alkoholmissbrauch. Genau dafür gibt es das Hilfe-bei-Sucht-Programm gegen Alkoholprobleme.